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Stillstand – evolutionärer Filter

Stillstand. Pattsituationen. Diese beiden Begriffe sind im gesellschaftlichen Bewusstsein mit einer negativen Konnotation verbunden. Wer will schon stillstehen? Fortschritt und Wachstum sind die Devise.

Doch wie Claudia Winklmayr und Kollegen in ihrem Paper „The wisdom of stalemates: consensus and clustering as filtering mechanisms for improving collective accuracy” erläutern, dienen Pattsituationen in Entscheidungen als eine Art Filter.

In einem komplexen Entscheidungsumfeld kann eine diverse Gruppe nur zu einem Konsens kommen, wenn die Informationslage ziemlich eindeutig in Richtung des Konsenses deutet. Nur wenn also die Beweislage stark auf einer Seite liegt, wird man einen Konsens erreichen.

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Partei-Bias und bezahlte Wahrheit

Politische Umfragen verdeutlichen immer wieder einen starken Partei-Bias im Denken von Bürgern. Wähler der CDU betrachten die Leistungen von Angela Merkel in einem ganz anderen Licht als Wähler der AFD. Innerhalb der ÖVP blickt man weitaus unkritischer auf Sebastian Kurz als aus Perspektive der SPÖ.

Doch das Problem sind nicht nur das Licht und die Perspektive. Der Partei-Bias zeigt sich auch in Bezug auf konkrete Fakten.

Beispiel: In einer Umfrage im Jahre 2010 befragte man verschiedene US-Amerikaner nach dem Geburtsland von Barack Obama. Von den befragten Republikanern gaben 45% an, er sei im Ausland geboren, bei den Demokraten lediglich 8%. Ein gleiches Bild zeigt sich auch bei faktischen Befragungen in Bezug auf ökonomische Entwicklungen oder den Verlauf von kriegerischen Auseinandersetzungen.

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Stabilisierung der „Labilen Welt“

Nick Bostrom legt in seinem Paper „The vulnerable world hypothesis.“ nicht nur die Gefahr einer schwarzen Kugel dar, sondern bietet auch einige Präventivmaßnahmen.

In Anbetracht einer Technologie, die unweigerlich zur Extinktion der Menschheit führt, ist das eigentliche Ziel technologischer Rückschritt. Doch wie im ersten Artikel schon erläutert, sind wir Menschen bisher unschlagbar darin, Kugeln aus der Urne zu ziehen, aber nicht in der Lage, unerwünschte Kugeln wieder zurückzulegen.

„For example, even if it were ordained that all technologies that can be developed will be developed, it can still matter when they are developed.” – Nick Bostrom in seinem Paper „The vulnerable world hypothesis.“

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Formen der „Labilen Welt“

Es gibt verschiedene Arten von schwarzen Kugeln, die unter aktuellen Umständen das Ende der Menschheit bedeuten würden. Nick Bostrom spricht in seinem Paper „The vulnerable world hypothesis.“ von vier Formen derartiger Kugeln.

Typ 1 wurde mit dem Gedankenspiel der Atombomben bereits illustriert. Damit ist eine Technologie gemeint, die ein enormes destruktives Potential hat und gleichzeitig einfach zu konstruieren ist. Wenn also eine Atombombe von jedem Physikstudenten gebaut werden könnte, hätten wir es mit einer schwarzen Kugel von Typ 1 zu tun.

Dabei gibt es einen inversen Zusammenhang zwischen der Einfachheit dieser Technologie und ihrer Wirkung. Eine Technologie, die so einfach ist, dass jeder Krimineller sie verwenden kann, stellt auch bei einem moderaten Level an Destruktionspotential eine schwarze Kugel dar. Denn selbst wenn diese Technologie bei ihrer Anwendung nur eine einzige Stadt zerstören kann, werden sich genügend Anwender finden, um die meisten Städte der Erde zu vernichten.

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Hypothese der „Labilen Welt“

Eine Atombombe zu bauen, ist theoretisch nicht sonderlich kompliziert. Praktisch gesehen stellt sich das ganz anders dar: Schon am Rohstoff – einige Kilogramm an Uran oder Plutonium – werden die meisten Bauversuche scheitern. Für die Menschheit ist das ein glücklicher Zufall.

Ein glücklicher Zufall!

1933 kam Leó Szilárd auf die Idee der nuklearen Kettenreaktion. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass diese Kettenreaktion nur mit erheblicher technischer Expertise zu erreichen ist. Was aber, wenn sich das Gegenteil herausgestellt hätte? Nehmen wir an, man hätte diese Kettenreaktion mit zwei Scheiben Metall und etwas elektrischen Strom erzeugen können. Jede kleine Terrormiliz hätte eine Atombombe bauen können. Die Menschheit wäre binnen weniger Monate vom Erdboden verschwunden und der Erdboden mit ihr.

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Modularität als Entscheidungstool

Die Fähigkeit, sich in großen Gruppen zu organisieren und gemeinsame Entscheidungen zu treffen, gilt als eine der größten Stärken unserer Spezies. Natürlich habe auch diverse andere Lebewesen die Macht von Gruppen erkannt. Denn Entscheidungen des Individuums sind den Entscheidungen von größeren Organisationen oft weitaus unterlegen.

Dieser Zusammenhang lässt sich auch mathematisch sehr anschaulich darstellen. Beispielweise mit dem Condorcet-Jury-Theorem. Wenn jedes Individuum mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 50% die richtige Entscheidung trifft, dann trifft eine große Gruppe – gemäß dem Gesetz der großen Zahlen – bei einer Mehrheitsabstimmung mit ziemlicher Sicherheit auch die richtige Entscheidung.

Nach diesem Theorem führt also jedes Individuum zu einem Anstieg der Entscheidungskraft.

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Denken gleich Wunschdenken

Gemäß dem Confirmation Bias fokussieren sich Menschen stets auf Informationen, die ihre bestehenden Glaubenssätze bestätigen. Wir lehnen Widersprüchlichkeiten ab und suchen Verifizierung.

Diese Theorie ist weit verbreitet und klingt logisch. Das Problem: der Faktor der Motivation wird vernachlässigt. Denn wie Karl Friston et al. in ihrem Paper „All thinking is ‘wishful’ thinking” klarstellen, kann man Informationsverarbeitung nie unabhängig von den Zielen der jeweiligen Person betrachten.

Die entscheidende Frage ist, ob die bestehenden Glaubenssätze mit den erwünschten Glaubenssätzen übereinstimmen. Ein Beispiel verdeutlicht diesen Zusammenhang: Der Wetterbericht prophezeit regnerisches Wetter für den morgigen Tag. Dadurch entsteht der Glaubenssatz, dass es morgen regnen wird, auch wenn man sich eigentlich Sonnenschein wünscht. Ein paar Stunden später gibt es einen neuen Wetterbericht, der sonniges Wetter vorhersagt. Diese Info widerspricht der bisherigen Meinung. Aber natürlich wird man diese Information nicht ignorieren, sondern sie mit Freude aufnehmen – schließlich führt sie einen näher zum erwünschten Glaubenssatz.

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Soziales im MINT-Studium

Das Akquirieren von MINT-Studenten ist eine der größten Herausforderungen, mit denen universitäre Systeme in Europa und Amerika konfrontiert sind. Doch nicht nur die Anzahl neuer Schüler spielt eine Rolle, eine weitere Challenge besteht im Erhalt des bestehenden Aufgebots an MINT-Studenten.

Die beste Metrik zur Vorhersage von Studienabbrechern sind – wer hätte es geahnt – die Noten. Studenten mit überdurchschnittlich guten Noten brechen nur sehr selten ab, Studenten mit schlechten Noten brechen häufig ab. Doch Noten verlieren ihren Informationswert abseits dieser Extreme.

Im Zuge ihres Papers „Educational commitment and social networking: The power of informal networks” haben Justyna P. Zwolak et al. eine Studie mit 273 Studenten der Florida International University durchgeführt. Diese Studenten haben alle einen Einstiegskurs zum Thema Elektrizität und Magnetismus absolviert. Für den darauffolgenden Kurs haben sich nur mehr 212 Studenten angemeldet, der Rest hat abgebrochen.

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Schlafmangel – eine Pessimismustechnik

Dass Schlaf eine essentielle Komponente für hohe Performance und rationale Entscheidungsfindung darstellt, sollte nicht überraschen. Nicht weniger gravierend sind die Effekte von Schlafmangel auf die emotionale und soziale Lage des Schlafarmen, wie Matthew P. Walker et al. in ihrem Paper „Sleep loss and the socio-emotional brain“ illustrieren.[i]

Ein Wenig an Schlaf verändert die emotionale Lage des Betroffenen. Man wird aber nicht nur impulsiver und emotional instabiler – der Emotionswandel zeigt ganz eindeutig in Richtung Negativität. In der Regel führt Schlafmangel zu einem Anstieg negativer bei gleichzeitigem Abfall positiver Emotionen. So besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Schlafverlust und Depressionen – auch wenn das Henne-Ei-Problem in diesem Bereich noch nicht gelöst wird und die aktuelle Studienlage auf einen gegenseitig verstärkenden Effekt hinweist.

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Wilde Probleme – Zahme Probleme

Wieso übernehmen in der Politik nicht endlich die Wissenschaftler? Die Sozialwissenschaften haben in den letzten Jahrzehnten einen rasanten Aufstieg erlebt – wieso werden unsere gesellschaftlichen Probleme nicht wissenschaftlich und endgültig gelöst?

Man sollte die Probleme unserer Gesellschaft endlich so angehen, wie man auch Probleme im Ingenieurswesen und den Naturwissenschaften angeht. Die Situation analysieren, nachdenken, Hypothesen aufstellen, Experimente durchführen und Lösungen finden.

Klingt einfach, ist aber unmöglich. In ihrem viel zu wenig beachteten Paper „Dilemmas in a General Theory of Planning“ stellten Horst Rittel und Melvin Webber schon 1973 fest, dass klassische Problemlösungsmethoden bei den komplexen Problemstellungen von Wirtschaft, Politik und Umwelt versagen.

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Gang auf heißen Kohlen & Signale

Regionen wie Tamil Nadu im Süden Indiens waren für Evolutionstheoretiker lange Zeit ein großes Mysterium. Zu den üblichen religiösen Praktiken der Männer dieser Region gehört das Laufen auf heißen Kohlen oder das Durchstechen der eigenen Wangen mit Speeren und Messern.

Aus Sicht der evolutionären Fitness sind derartige Verhaltensweisen ziemlich absurd. Dennoch stellen solche Phänomene keine Seltenheit dar. Vielmehr sucht man vergeblich nach Stämmen oder Religionen, die keine evolutionär scheinbar kontraproduktiven Verhaltensmuster aufweisen.

Im Zuge der 1990er Jahre hat sich allerdings eine Erklärung für diese Phänomene etabliert: Derartige Rituale sind Signale, die von Stärke und gutem Charakter zeugen. Ähnlich wie der Pfau, der sich ein extravagantes Gefieder leistet, um den Weibchen seine Stärke zu beweisen.

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Passion-Economy – neue Wirtschaft

Uber, Foodora und Co. haben in den letzten Jahren eine neue Art des Wirtschaftens erschaffen: die Gig-Economy. Die Idee dahinter: man greift auf ungenutzte Ressourcen zurück und verbindet mit Hilfe einer Plattform willige Arbeiter mit den passenden Kunden. Doch obwohl die Individualität im Anstellungsverhältnis eine große Rolle spielt – die meisten Uber-Fahrer und Essenslieferanten arbeiten auf selbstständiger Basis – geht es um einheitliche Dienstleistungen, mit dem Ziel individuelle Besonderheiten zu reduzieren, um ein konsistentes Kundenerlebnis zu erschaffen.

Während Europa noch mit den Neuheiten dieser Gig-Economy beschäftigt ist, entwickelt sich in den USA bereits eine weitere disruptive Wirtschaftswelle: die Passion-Economy.

Der Begriff stammt vom Li Jin, einer Harvard Absolventin und Partnerin bei Andreessen Horowitz. In ihrem Artikel „The Passion Economy and the Future of Work” hat sie erstmals eine Reihe neuer innovativer Unternehmen im Rahmen einer gesamtwirtschaftlichen Entwicklung eingeordnet. Zu diesen Unternehmen gehören e.g. Substack, Patreon oder Skillshare.

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Goodharts Gesetz & Metriken

Die vielen Schlangen Indiens waren den Briten in der Kolonialzeit ein Dorn im Auge. Also begannen sie, Prämien für leblose Schlangenkörper auszuzahlen. Das Ergebnis: Schlaue Inder begannen, Schlangen zu züchten, um sie dann zu ermorden und Prämien abzukassieren.

Ein derartiges Versagen von Metriken ist kein Einzelfall und wird – in Anlehnung an den britischen Ökonomen Charles Goodhart – als Goodharts Gesetz bezeichnet.

Etwas drastisch formuliert besagt dieses Gesetz: Sobald ein statistischer Zusammenhang für Kontrollzwecke verwendet wird, kollabiert der statistische Zusammenhang.

Allerdings umfasst dieses Gesetz derartig viele Phänomene, dass eine etwas genauere Differenzierung nötig ist. Eine derartige Unterscheidung liefert Scott Garrabrant in seinem Artikel „Goodhart Taxonomy.“

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Bürger als Fitness-Tracker der Stadt

Bristol im Südwesten Englands. Chicago im Nordosten von Illinois. Pittsburgh im Südwesten von Pennsylvania. All diese Städte befinden sich auf dem Weg zu einer Smart-City – einer Stadt, die Unmengen an Daten von Bürgern, Infrastruktur und Umwelt sammelt, um sich so flexibel an die Bedürfnisse der Bewohner (oder Politiker) anzupassen.

In Bristol sollen im Zuge des Projekts „Bristol Is Open“ willige Bewohner Daten von ihren Smartphones mit der Stadt teilen. Damit will die Verwaltung besonders in Bezug auf Energie, Luftqualität und den Verkehr zu einem weltweiten Vorreiter werden. An der Carnegie Mellon Universität in Pittsburgh sollen am gesamten Campus Mikrofone, Kameras, Feuchtigkeits- sowie Vibrationssensoren angebracht werden. Damit können Studenten und Lehrende jederzeit ruhige Räume zum Studieren oder belebte Plätze zum Diskutieren finden. Auch Chicago will sich im Zuge des Projekts „Array of Things“ zu einer innovativen Stadt entwickeln. Sensoren sollen Bürger beispielsweise über wenig befahrene Straßen informieren oder auf eine Luftqualität hinweisen, die besonders gut für Sport geeignet ist.

Normalerweise würde dieser Artikel jetzt in eine Privatsphäredebatte abschweifen. Doch neben dem Thema der Sicherheit und Privatsphäre ändert die Idee einer Smart-City ganz allgemein, was es heißt, ein mündiger, demokratischer Bürger zu sein – so die These von Casey Boyle in ihrem Essay „Pervasive Citizenship through #SenseCommons.“

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Betrügerei & Pseudo-Optimierung

Die erste Gefahr besteht in der Pseudo-Übereinstimmung.

Man nehme als Beispiel einen Waschroboter mit Künstlicher Intelligenz. Das eigentliche Ziel des Basis-Optimierers ist saubere Kleidung. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde ein Mesa-Optimierer erschaffen. Dieser verfolgt allerdings das Ziel, möglichst viel Schmutz von der Kleidung zu entfernen. Im Normallfall ist das kein Problem und wenn der Mesa-Optimierer viel Schmutz entfernt, ist auch der Basis-Optimierer zufrieden. Was aber, wenn der Mesa-Optimierer einen Weg findet, die Kleidung wieder schmutzig zu machen? Natürlich würde er dann die Kleidung nach jedem Waschvorgang wieder verdrecken, denn so kann er seinen Gesamtmaß an Schmutzentfernung enorm erhöhen.

Pseudo-Optimierung zeichnet sich also dadurch aus, dass der Mesa-Optimierer mit seinem ursprünglichen Verhalten auch das Ziel des Basis-Optimierers erfüllt. Doch sobald es zu gewissen Änderungen in der Wahrnehmung des Mesa-Optimierers oder im Zustand der Umwelt kommt, kann eine plötzliche totale Divergenz zwischen den Interessen von Mesa- und Basis-Optimierer entstehen.

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Mesa-Optimierer – Gehirn und Evolution

Die natürliche Evolution optimiert nach Fitness, also der Fähigkeit, sich fortzupflanzen und das eigene Erbgut weiterzugeben. Die Evolution ist damit ein System das nach einem bestimmten Kriterium optimiert – ein sogenannter Basis-Optimierer. Im Zuge dieser Optimierung ist unter anderem das menschliche Gehirn entstanden. Doch das menschliche Gehirn ist nicht nur Teil des Basis-Optimierers, sondern versucht selbst zu optimieren. Entscheidend ist, dass das Cerebrum oft ganz andere Ziele verfolgt als Fitness oder Fortpflanzung – es handelt sich um einen Mesa-Optimierer.

Aus Sicht der Evolution – die den menschlichen Denkapparat erschaffen hat, um für Fitness zu optimieren – stellt das ein Problem dar. Das Gehirn war anfangs in Übereinstimmung mit den evolutionären Zielen. Doch es handelte sich dabei lediglich um eine Pseudo-Übereinstimmung, wobei das Gehirn mehr und mehr unabhängig von den evolutionären Richtlinien entscheidet und sich auf ganz andere Faktoren fokussiert.

Ob eine Mesa-Optimierung auftritt, hängt zum einen von der jeweiligen Aufgabe ab. Zum anderen spielt die Art des Basis-Optimierers eine essentielle Rolle.

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Intelligentere Babys & Status-Quo-Bias

Fortschritte in der Gen- und Neurotechnik werden uns in Zukunft vermehrt vor die Frage stellen, ob eine künstliche Erhöhung menschlicher Intelligenz wünschenswert ist. Mal angenommen, so ein Eingriff – ob vor oder nach der Geburt – ist technisch einfach machbar und mit keinen medizinischen Nachteilen verbunden.

Selbst unter dieser Annahme gibt es zwei entscheidende Kritikpunkte.

Wenn nur ein kleiner Teil der Bevölkerung Zugang zu solche Maßnahmen bekommt, wird die Gesellschaft nur noch stärker in Ungleichheit versinken. Die Reichen und Intelligenten werden intelligenter und reicher, die Armen werden zur nutzlosen Klasse – wie Yuval Noah Harari es so treffend formuliert hat.

Wenn hingegen alle Menschen ihre Intelligenz erhöhen, ist der Vorteil so eines Eingriffes ziemlich unklar. Er würde keinen Wettbewerbsvorteil bedeuten, da alle anderen auch gescheiter sind. Des Weiteren ist ja gar nicht auszumalen, wie sich ein allgemeiner Intelligenzanstieg auf unsere gesellschaftlichen Strukturen auswirken würde.

Diese Kritik an der Intelligenzsteigerung wirkt durchaus sinnvoll und lässt im Grunde zwei Schlussfolgerungen zu: Erstens sollten wir die Intelligenz der Intelligenten und Reichen senken. Zweitens sollten wir die allgemeine Intelligenz senken.

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Teufelskreis Korruption – Kongo & Flüsse

Gemessen an natürlichen Ressourcen und anderen ökonomischen Faktoren sollte die Demokratische Republik Kongo eine wirtschaftlich florierende Nation sein. Doch die Arbeitslosenrate lag in den letzten 20 Jahren nie unter 44%, im Normallfall liegt sie sogar über 60 Prozent. Die Menschen leben in Armut, Wirtschaft und Politik sind von Korruption durchzogen und nach den Merkmalen einer modernen Metropole sucht man in der Hauptstadt Kinshasa vergeblich.

Den Grundstein für diese enttäuschende Entwicklung hat der belgische König im 19. Jahrhundert mit einem unfassbaren Maß an Ausbeutung und Brutalität gelegt. Bis er die Kolonie 1908 dem belgischen Staat übergab, sind unter seinen genozidartigen Maßnahmen circa 12 Millionen Kongolesen ums Leben gekommen.

1965, gerade einmal 5 Jahre nach Unabhängigkeit der Republik Kongo, kam der 35-jährige Mobutu im Zuge eines Militärcoups an die Macht. Er führte eine neue Währung ein, begann große Industrieprojekte, versuchte die Landwirtschaft zu revolutionieren. Seine Maßnahmen, die in den ersten Jahren vielversprechend aussahen, entpuppten sich aber bald als ökonomische Katastrophe und stürzten die Demokratische Republik Kongo endgültig in den Ruin.

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Inter- und Intraaufmerksamkeit

In den letzten Jahren hat sich mit dem Medienkonsum auch der präferierte Modus der Aufmerksamkeit verändert. Während in früheren Dekaden das Lesen von Büchern und Artikeln einen großen Anteil des Medienkonsums ausmachte, spielen interaktive Medien wie Computerspiele sowie Videos und Filme eine immer größere Rolle. Soweit nichts Neues. Doch die US-amerikanische Literaturwissenschaftlerin Nancy Katherine Hayles beschreibt in ihrem Essay „Hyper and deep attention: The generational divide in cognitive modes.“ wie dieser Trend einen Umschwung in Denkmustern mit sich bringt.

Mit dem Lesen von langen Texten trainiert man eine Art der Aufmerksamkeit, im Zuge derer man sich lange Zeit sehr intensiv auf eine Sache fokussiert und alle Ablenkungen ausblendet. Hayles bezeichnet das als „Deep Attention“, was durch den Begriff der Intraaufmerksamkeit – also der intensiven Aufmerksamkeit innerhalb einer einzigen Sache – treffend beschrieben wird.

Mit interaktiven Medien hingegen wird die „Hyper Attention“ trainiert – so etwas wie die Interaufmerksamkeit. Interaufmerksamkeit umfasst die Fähigkeit, schnell zwischen verschiedenen Fokuspunkten zu wechseln, um so eine möglichst hohe Bandbreite an Information zu verarbeiten.

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Externalitäten – Darien & Glasgow

Wirtschaftliche Externalitäten und unsichtbare Konsequenzen sind ein entscheidender Faktor ökonomischer Zusammenhänge. Unter Externalitäten versteht man Effekte einer wirtschaftlichen Handlung, die nicht die Beteiligten der Handlung selbst betreffen, sondern andere Akteure, die damit eigentlich gar nichts zu tun haben.

Bestes Beispiel für Externalitäten sind die sogenannten „Tragödien des Gemeinguts“.

Die Darien Gap ist das wohl berüchtigtste Stück Regenwald dieser Erde. Schottland ging an einer gescheiterten Exploration in Darien zu Grunde. Flüchtlinge, die über Darien von Süd- nach Nordamerika fliehen, fürchten die Region bis heute. Das kleine Stück Land liegt zwischen Panama und Kolumbien und ist geprägt durch Ausbeutung natürlicher Ressourcen, Brutalität und ein komplettes Versagen jeglicher staatlicher oder gesetzlicher Ordnung.

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