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Posts tagged Moral
Leidenschaftsfilter – geringes Einkommen

Rein wirtschaftstheoretisch betrachtet ist die Sache klar: Wer gute Mitarbeiter will, muss ordentlich in die Taschen greifen. Nur wenn das eigene Angebot attraktiv ist, wird man auf dem Arbeitsmarkt auf eine zufriedenstellende Nachfrage treffen.

Allerdings wird in dieser rein wirtschaftlichen Betrachtung ein Faktor übersehen: die Leidenschaft.

Nehmen wir als Beispiel den Sozialbereich in wirtschaftlich schlecht entwickelten Ländern.

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Maßstab für Leid - DALY

Ist es besser, 1000 Menschen von ihrer Blindheit zu befreien oder 500 Menschen vor dem Verhungern zu bewahren?

Diese Frage muss sich jeder effektive Altruist in der einen oder anderen Form unweigerlich stellen. Wer möglichst effektiv Leid reduzieren will, braucht Mittel, um unterschiedliches Leid gegeneinander abzuwägen.

Der Philosoph Peter Singer verweist in diesem Zusammenhang auf eine Metrik der WHO: dem DALY.

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Kulturalismus

„Wäre es nicht Österreich, wo die Corona-Zahlen jetzt explodieren, sondern irgendein weit entferntes Land, dann würde man in Österreich jetzt sagen: Naja, die sind nun mal kulturell, medizinisch und verwaltungstechnisch nicht so weit wie wir.“ – Tweet von Florian Aigner (@florianaigner) vom 19. September.

Der Physiker Florian Aigner deutet mit diesem Tweet auf ein Phänomen hin, welches auch Yuval Noah Harari in seinem Buch „Sapiens“ thematisiert: Während Rassismus in den meisten gesellschaftlichen Kreisen mit Ablehnung begegnet wird, ist der Kulturalismus weit verbreitet.

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Epistemische Ungerechtigkeit – Kinder

Der Begriff der epistemischen Ungerechtigkeit stammt ursprünglich von der britischen Philosophin Miranda Fricker. Diese Form der Ungerechtigkeit kommt dann zum Tragen, wenn Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe weniger Glaubwürdigkeit zugesprochen wird.

Damit ist die epistemische Ungerechtigkeit eine sehr fundamentale Form der Diskriminierung: Der Mensch wird in seiner essentiellen Fähigkeit, zu wissen, diskriminiert.

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Kinder & moralischer Status

«Der Erziehungsstil von Helikoptereltern ist abzulehnen, weil er Kinder in ihrer gesunden Entwicklung stört und sie daran hindert, eigenständige Menschen zu werden.

Kinder mit gewaltsamen Mitteln zum richtigen Verhalten zu bewegen, ist abzulehnen, weil sich solche Mittel mitunter traumatisierend auf Kinder auswirken und somit auch auf ihr späteres Leben.»

Diese beiden Statements sind in ihrer Grundaussage vollkommen valide. Sowohl gewaltsame Erziehungsmittel als auch der Erziehungsstil von Helikoptereltern sind abzulehnen. Dennoch sind die beiden Statements inakzeptabel.

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Empathie - wir haben genug!

«Wir brauchen mehr Empathie. Wir brauchen mehr Empathie für zukünftige Generationen, um mit ökologischer Weitsicht zu handeln. Wir brauchen mehr Empathie für Menschen in Armut, um Leid zu bekämpfen.»

Empathie ist mit Sicherheit ein essentieller Faktor für ein humanes Miteinander. Doch Empathie ist auch ein evolutionäres Phänomen, eine Emotion. Dementsprechend orientiert sich die Empathie nicht gerne an Zahlen oder Fakten.

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Altruistische Arbitrage

Für denselben Betrag kann man in den USA ein extrem frühgeborenes Kind auf einer Intensivstation behandeln oder aber hunderte Kinder in Entwicklungsländern vor Masern und Malaria retten.

Wer mit seinem Geld das Leid auf der Welt reduzieren und Gutes tun will, muss sich also im Klaren sein, dass er in Entwicklungsländern effizienter spenden kann als in den USA, Europa und anderen wohlhabenden Gebieten dieser Erde.

Es überrascht nicht unbedingt, dass hier Unterschiede zwischen Industriestaaten und Entwicklungsländern bestehen. Dennoch ist das Ausmaß dieser Diskrepanz durchaus erstaunlich.

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Effektiver Altruismus - eine Einführung

Wenn wir etwas Schlimmes verhindern können, ohne dafür etwas mit vergleichbarer Wichtigkeit zu opfern, müssen wir es verhindern. Auf den ersten Blick erregt diese Aussage wenig Aufsehen, die meisten pflichten diesem Statement von Peter Singer wahrscheinlich bei.

Die effektivsten wohltätigen Organisationen können für einen Preis zwischen 20 und 100 US-Dollar verhindern, dass ein Mensch an einem Trachom erblindet. Es kostet circa 50 Cent pro Jahr, um ein Kind zu entwurmen. Für zwischen 900 und 7000 US-Dollar retten effektive Organisationen das Leben eines Menschen.

Plötzlich bekommt das Statement von Peter Singer eine ganz andere Intensität.

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Recht und Moral – der Mensch

Recht und Moral sollten im Optimalfall eine starke Korrelation aufweisen. Was moralisch nicht akzeptierbar ist, sollte in der Regel auch vom Gesetz nicht akzeptiert werden.

Natürlich reicht ein Blick in die Zeit des Nationalsozialismus, um zu erkennen, dass Recht und Moral keinesfalls automatisch gleichzusetzen sind.

Doch die Zeit des Nationalsozialismus lehrt uns nicht nur über die potentiellen Unterschiede von Recht und Moral, sondern verdeutlicht auch einen wichtigen Zusammenhang der beiden Thematiken.

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Adverse Selektion – Kinder

Jedes Kind verbraucht Ressourcen – Kinder in Europa, den USA und anderen wohlhabenden Gebieten dieser Welt umso mehr. Das Geld, welches wohlhabende Eltern in ihre eigenen Kinder stecken, könnten sie spenden und so das Leben von weitaus mehr Kindern in ärmeren Staaten retten. Zusätzlich hätten sie auch mehr Geld zum Spenden – denn keine Kinder bedeutet mehr Zeit für Arbeit.

In Anbetracht von Klimawandel und Armut muss man sich also durchaus die Frage stellen, ob es moralisch richtig ist, Kinder zu bekommen.

Während die oben angeführten Argumente durchaus Validität besitzen, wird dabei ein entscheidender Faktor missachtet: Wer stellt sich die Frage, ob es moralisch richtig ist, Kinder zu bekommen?

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Retrospektive Scheinheiligkeit

Die absolute Mehrheit unserer Vorfahren wird unseren moralischen Standards in vielerlei Hinsicht nicht gerecht.

Viele Entdecker waren Rassisten. Viele Wissenschaftler waren frauenfeindlich. Viele Künstler waren antisemitisch.

Und dennoch scheint es falsch, unsere Vorfahren auf diese Faktoren zu reduzieren. Es scheint falsch, unsere Vorfahren nach heutigen Standards zu bewerten.

Nassim Taleb bezeichnet eine derartige Bewertung als retrospektive Scheinheiligkeit.

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Preis der Liebe – Tabuthema

Manche Sachen sind unbezahlbar. Beziehungen, Liebe, Glück – diese Dinge mit einem Preis zu belegen, wirkt unmoralisch und inhuman. Doch es gibt ein Problem.

Konsumenten haben begrenzte Ressourcen, gleichzeitig glauben sie an Faktoren mit einem unbegrenzten Wert. Wenn Konsumenten nun eine Kaufentscheidung in Bezug auf einen derartigen Unendlich-Faktor treffen, ergibt sich ein Schwachpunkt. Genau an dieser Achillessehne können Unternehmen ansetzen und das tun sie auch.

Mit der Problematik der tabuisierten Preise haben sich Philipp Tetlock und Kollegen in ihrem Paper „The price of not putting a price on love“ im Zuge von drei Studien auseinandergesetzt.

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Stabilisierung der „Labilen Welt“

Nick Bostrom legt in seinem Paper „The vulnerable world hypothesis.“ nicht nur die Gefahr einer schwarzen Kugel dar, sondern bietet auch einige Präventivmaßnahmen.

In Anbetracht einer Technologie, die unweigerlich zur Extinktion der Menschheit führt, ist das eigentliche Ziel technologischer Rückschritt. Doch wie im ersten Artikel schon erläutert, sind wir Menschen bisher unschlagbar darin, Kugeln aus der Urne zu ziehen, aber nicht in der Lage, unerwünschte Kugeln wieder zurückzulegen.

„For example, even if it were ordained that all technologies that can be developed will be developed, it can still matter when they are developed.” – Nick Bostrom in seinem Paper „The vulnerable world hypothesis.“

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Formen der „Labilen Welt“

Es gibt verschiedene Arten von schwarzen Kugeln, die unter aktuellen Umständen das Ende der Menschheit bedeuten würden. Nick Bostrom spricht in seinem Paper „The vulnerable world hypothesis.“ von vier Formen derartiger Kugeln.

Typ 1 wurde mit dem Gedankenspiel der Atombomben bereits illustriert. Damit ist eine Technologie gemeint, die ein enormes destruktives Potential hat und gleichzeitig einfach zu konstruieren ist. Wenn also eine Atombombe von jedem Physikstudenten gebaut werden könnte, hätten wir es mit einer schwarzen Kugel von Typ 1 zu tun.

Dabei gibt es einen inversen Zusammenhang zwischen der Einfachheit dieser Technologie und ihrer Wirkung. Eine Technologie, die so einfach ist, dass jeder Krimineller sie verwenden kann, stellt auch bei einem moderaten Level an Destruktionspotential eine schwarze Kugel dar. Denn selbst wenn diese Technologie bei ihrer Anwendung nur eine einzige Stadt zerstören kann, werden sich genügend Anwender finden, um die meisten Städte der Erde zu vernichten.

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Wieso wir Genozide ignorieren

Ein Toter ist eine Tragödie, Tausend Tote sind eine Statistik. Diesen Satz als Einleitung zu verwenden, ist zugegebenermaßen ziemlich stumpf. Es ist ein Satz der sich enormer Beliebtheit erfreut, ist er doch einfach zu rezitieren und beinhaltet viel Wahrheit. Doch in der Verwendung dieses Zitats steckt auch eine tragische Ironie: Tausendmal gehört, aber tausendmal ist nichts passiert.

„Nie wieder“, schrien und schrieben die Leute nach dem Holocaust. „Nie wieder“, schreien und schreiben die Leute auch heute noch jedes Jahr bei Gedenkfeiern zu diesem schrecklichen Ereignis. Doch aus „Nie wieder“ wurde der Genozid in Kambodscha in den 1970er Jahren. Daraus wurden der Genozid in Ruanda im Jahre 1994, der Genozid in Zimbabwe im Jahre 2000 und der Genozid in Darfur, der im Grunde bis heute nicht beendet ist.

Das Problem: Die Debatte ist mit dem obigen Zitat meist beendet. Niemand denkt weiter, wieso Tausend Tote nur eine Statistik sind. Niemand überdenkt, was man tun kann, damit sie zu mehr als einer Statistik werden.

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Das Schulterschlussrisiko der Wirtschaft

Dieser Schulterschluss ist in der aktuellen Lage auch notwendig. Das rein Individualistische Narrativ der letzten Jahrzehnte beginnt in den Köpfen vieler zu bröckeln. Doch ein zu starker Schulterschluss stellt auch eine Gefahr dar. Eine Gefahr für die Demokratie, wie Florian Klenk in seinem Artikel „Schluss mit dem Schulterschluss!“ darlegt. Eine Gefahr aber vor allem auch für die Wirtschaft.

Die Wirtschaft ist nämlich jener Bereich des gesellschaftlichen Zusammenlebens, in welchem Schulterschluss und intensives Mitleid zu einem massiven Schaden führen können.

Auch die Medien förderten dieses Narrativ. Sie forderten die Leute zum Mitleid auf und schrieben ausführlich über die positiven Effekte der Sparsamkeit, des Verzichtes und des stärkeren Zusammenhalts.

Mit diesem Narrativ der mitleidsgetriebenen Austerität und Sparsamkeit war aber natürlich niemandem geholfen. Anstatt die Armen und Geschädigten zu unterstützen, hat dieses wirtschaftliche Mitleiden die Wirtschaftskrise nur verschlimmert.

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Einer ändert auch nichts mehr

«Nur weil ich kein Fleisch esse, sterben auch nicht weniger Tiere. Nur weil ich nicht fliege, wird der Klimawandel auch nicht gestoppt. Nur weil ich nicht rausgehe, wird die Infektionskurve von Covid-19 auch nicht flacher.»

Nach derartigen Statements entbrennt in der Regel eine hitzige Debatte über Moral, gesellschaftlichen Zusammenhalt, Verantwortung für das große Ganze und so weiter und so fort. Dann kommt meist noch irgendjemand mit dem abgenutzten Zitat an, man solle einmal mit einer Mücke in einem Zelt schlafen, um zu erfahren, was ein kleiner Akteur mit seiner Handlung bewirken kann.

Die meisten Menschen wird man mit dieser hitzigen und verwirrten Argumentationskette schließlich davon überzeugen können, dass auch seine Handlung eine große Wirkung hat. Wozu gibt es schließlich eine Demokratie und das Wahlrecht für alle?

Doch einige Pragmatiker und Konsequentialisten wird man hiermit nicht überzeugen können. Sie sind der Meinung, und diese Meinung hat ja durchaus etwas für sich, dass eine Handlung nur dann schlecht ist, wenn sie auch zu einem negativen Resultat führt.

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Roboter als Mensch - Gefahr oder Chance

Wenn Soldaten Begräbnisse für Militärroboter organisieren und ihr eigenes Leben riskieren, um Roboter zu retten – dann richtet die Vermenschlichung von Robotern einen relevanten Schaden an.

Wenn Menschen sorgfältiger und rücksichtsvoller mit einem Roboter umgehen der einen Namen hat, als mit einem der einfach irgendeine Maschine ist – dann hat die Vermenschlichung von Robotern einen sehr realen Nutzen.

Tatsächlich zeigt sich, dass die Personifizierung eines Roboters mit Hilfe eines Namens, einer Charakterisierung und einer Hintergrundgeschichte, den Umgang von Menschen mit diesem Roboter verändert.

Abschließend gibt es also Fälle, in denen die Vermenschlichung von Robotern eine ganz klare Chance darstellt und viel Potential birgt. Begleitet werden muss das aber mit sinnvollen Regulierungen, die einen Missbrauch wie in den letzten beiden Beispielen verhindern. Schlussendlich macht die Vermenschlichung in manchen Fällen schlicht und ergreifend keinen Sinn, sondern ist kontraproduktiv – so ist es für alle Beteiligten besser den nächsten Militärroboter mit X22323 zu bezeichnen als mit Charles.

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Populismus – Delegates VS. Trustees

Populistische Politiker zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht von eigenen Ideen und Idealen getrieben sind, sondern immer die Ideen adaptieren und adoptieren, die aktuell gut bei der Wählerschaft ankommen.

Tatsächlich steckt hinter dieser Frage ob Populismus gut oder schlecht ist aber eine jahrhundertelange Debatte darüber, wie politische Repräsentation in einer Demokratie aussehen soll.

Die entscheidende Frage ist, ob sich gewählte Politiker wie Trustees oder wie Delegates verhalten sollen.

Trustees sind Politiker, die ihrem eigenen Verständnis von der richtigen Vorgehensweise folgen und sich nicht direkt nach dem Willen ihrer Wähler richten. Delegates hingegen folgen einfach den Präferenzen ihrer Wähler.

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Tragödie des guten Gewissens

Ob es um die Ausbeutung natürlicher Ressourcen oder die großen Internetplattformen und ihre Netzwerke geht – es handelt sich um Tragödien des Gemeinguts.

Gerade sehr liberal denkende Menschen, die die Freiheiten der Bürger unter allen Umständen bewahren wollen, appellieren im Kontext solcher Situationen gerne darauf, dass man die Menschen nur dazu bringen muss, nach ihrem besten Wissen und Gewissen zu handeln. Anstatt etwas zu regulieren, appelliert man also an das gute Gewissen der Menschheit.

Doch genau vor diesem Appell an das gute Gewissen warnt der Mikrobiologie und Ökologe Hardin.

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