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Posts tagged Anthropologie
Wir, domestizierte Menschen

In meinem Artikel „Domestikation - eine Wende“ habe ich beschrieben, wie sibirische Wissenschaftler in den 1960er Jahren binnen weniger Jahre wilde Silberfüchse in mehr oder weniger zahme Haustiere verwandelten.

Die Wissenschaftler taten das, indem sie die zahmsten Füchse jeder Generation zu den Eltern der nachfolgenden Generation machten. Spannend dabei: Die zahmeren Generationen unterschieden sich nicht nur im Verhalten, sondern auch im Aussehen von ihren Vorfahren.

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Zensur der Existenz

Traditionellerweise orientieren sich Wissenschaftler bei der Einschätzung von Naturkatastrophen stark an historischen Daten.

Um zu ermitteln, wie hoch die Wahrscheinlichkeit einer bedrohlichen Asteroiden-Kollision ist, sieht man sich die Größe früherer Einschlagkrater an.

Viele halten die möglichen Risiken von Teilchenbeschleunigern für vollkommen unbedenklich, weil im Umfeld der Erde schon immer hoch energetische Teilchenkollisionen stattgefunden haben und die Erde davon nie zerstört wurde.

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Genetische Gruppendynamik - Fische

Der Anblick eines Vogelschwarms ist immer wieder beeindruckend. Hunderte Vögel erreichen eine perfekte Koordination und das auf Basis erstaunlich simpler Verhaltensheuristiken. Dasselbe Phänomen lässt sich bei Fischschwärmen beobachten – auch sie erzeugen mit einfachen Regeln ein hohes Maß an Koordination.

Doch nicht nur die Regeln selbst spielen eine Rolle – auch die Genetik beeinflusst die Interaktion der Tiere.

Die Relevanz davon liegt auf der Hand: Schwärme sind im Grunde nichts anderes als eine Form sozialer Interaktion. Auf welche Weise die Genetik das Zusammenleben von Fischen und Vögeln beeinflusst, kann den ein oder anderen Hinweis auf die soziale Interaktion von uns Menschen liefern.

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Verschränkung des Krieges

„In Kriegen geht es ums Töten. […] Es geht um ein Töten in Haufen.“ – Elias Canetti in „Masse und Macht“

Der Krieg ist ein sehr sonderbares Phänomen. Die Gesellschaft hat den ganz ursprünglichen Sinn, den einzelnen Menschen vor seinem Tod zu bewahren. In einer starken Gemeinschaft können Schwächere von den Stärkeren mitgefüttert werden, durch die gemeinsamen Kräfte kann man größere Schutzmauern bauen und so weiter.

Im Krieg ist das anders. Denn der Krieg wird von einer Gesellschaft gegen die andere geführt. Beide Gesellschaften bedrohen sich gegenseitig mit dem Tod. Die Funktion der Gesellschaft kehrt sich also vollkommen um – gerade weil man Teil der Gemeinschaft ist, wird man vom Tod bedroht.

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Befehl, Opfergaben und die Flucht

Das Kommunikationsmittel des Befehls ist älter als die Sprache. Jedes Kind, das der Sprache nicht mächtig ist, aber auch Hunde und andere Lebewesen verstehen Befehle.

Der Befehl leitet sich – so die These von Elias Canetti in seinem Werk „Masse und Macht“ – von der Flucht ab. Ein Tier flüchtet vor dem Feind, weil es bedroht wird. Der Angriff des Feindes ist damit die ursprünglichste Form des Befehls. Dieser Zusammenhang wirkt auf den ersten Blick etwas weit hergeholt, doch tatsächlich hat der Fluchtbefehl viel mit den Befehlen unseres Alltags gemein.

Zum einen gibt es eine klare Hierarchie. Der Feind steht in Sachen Macht ganz eindeutig über seinem potentiellen Opfer. So auch beim Befehl.

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Roboter als Mensch - Gefahr oder Chance

Wenn Soldaten Begräbnisse für Militärroboter organisieren und ihr eigenes Leben riskieren, um Roboter zu retten – dann richtet die Vermenschlichung von Robotern einen relevanten Schaden an.

Wenn Menschen sorgfältiger und rücksichtsvoller mit einem Roboter umgehen der einen Namen hat, als mit einem der einfach irgendeine Maschine ist – dann hat die Vermenschlichung von Robotern einen sehr realen Nutzen.

Tatsächlich zeigt sich, dass die Personifizierung eines Roboters mit Hilfe eines Namens, einer Charakterisierung und einer Hintergrundgeschichte, den Umgang von Menschen mit diesem Roboter verändert.

Abschließend gibt es also Fälle, in denen die Vermenschlichung von Robotern eine ganz klare Chance darstellt und viel Potential birgt. Begleitet werden muss das aber mit sinnvollen Regulierungen, die einen Missbrauch wie in den letzten beiden Beispielen verhindern. Schlussendlich macht die Vermenschlichung in manchen Fällen schlicht und ergreifend keinen Sinn, sondern ist kontraproduktiv – so ist es für alle Beteiligten besser den nächsten Militärroboter mit X22323 zu bezeichnen als mit Charles.

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