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Wir, domestizierte Menschen

In meinem Artikel „Domestikation - eine Wende“ habe ich beschrieben, wie sibirische Wissenschaftler in den 1960er Jahren binnen weniger Jahre wilde Silberfüchse in mehr oder weniger zahme Haustiere verwandelten.

Die Wissenschaftler taten das, indem sie die zahmsten Füchse jeder Generation zu den Eltern der nachfolgenden Generation machten. Spannend dabei: Die zahmeren Generationen unterschieden sich nicht nur im Verhalten, sondern auch im Aussehen von ihren Vorfahren.

„What was most surprising, though, was that the foxes had also changed in appearance. They had curly tails, floppy ears, slightly more feminine heads and white patches on their foreheads – as are often found in domesticated cattle, horses and other pets.” - Matt Ridley in seinem Buch „How innovation works”.

Tatsächlich wurde dieses Phänomen mittlerweile etwas genauer erforscht. Insbesondere scheint die Domestikation zu einer Änderung in den Zellen der sogenannten Neuralleiste zu führen. Wissenschaftler gehen unter anderem davon aus, dass diese Änderung in der Neuralleiste für die weißen Fellflecken vieler domestizierter Tiere verantwortlich ist.

Darüber hinaus scheint diese Änderung in enger Verbindung mit der reaktiven Aggression zu stehen. Was sowohl Haustiere als auch uns Menschen besonders auszeichnet ist ein niedriger Level an reaktiver Aggression.

„Unlike, say chimpanzees, we can shuffle on to a crowded bus without killing each other, something chimps would find impossible. We are just as good if not better at planned aggression, but not reactive aggression. The same is true of dogs. A wolf, or a chimp, is a dangerous pet because though it may be friendly for years it can suddenly react with lethal violence if touched in the wrong way.” - Matt Ridley in seinem Buch „How innovation works”.

Wir können unsere Aggressionen also sehr gut kontrollieren, während wilde Tiere sehr impulsiv und plötzlich aggressiv reagieren.

In dieser Hinsicht sind wir Menschen unseren Haustieren also sehr ähnlich. Laut dem britischen Anthropologen Richard Wrangham versteckt sich dahinter ein ganz allgemeines Phänomen. Der Unterschied zwischen unseren Vorfahren und den heutigen Menschen sei dem Unterschied zwischen Hund und Wolf äußerst ähnlich.

Zum Weiterlesen:

Ridley, Matt: How innovation works. And why it flourishes in freedom. London: 2020. [i]

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