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Posts tagged Technologie
Koffer-Wörter

Der Begriff der Koffer-Wörter stammt ursprünglich vom US-amerikanischen Informatiker Marvin Minsky.

Koffer-Wörter sind Begriffe, die so breit gefächert und ungenau definiert sind, dass man im Grunde jedes Konzept in sie hineinpacken kann – sie sind Koffer, die das Konfuse scheinbar konkret machen.

Die Betonung liegt auf scheinbar. Denn Koffer-Wörter sind im Alltag durchaus nützlich – man spricht von Rationalität, Bewusstsein, Wahrnehmung und jeder weiß so circa, was gemeint ist.

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Verstärkung des Unwahrscheinlichen

„Innovations come in many forms, but one thing they all have in common, and which they share with biological innovations created by evolution, is that they are enhanced forms of improbability.” – Matt Ridley in seinem Buch „How innovation works”.

Innovation ist einer dieser Begriffe, die viel verwendet aber nur selten definiert werden. Umso spannender die Definition von Matt Ridley. In seinen Augen sind Innovationen verstärkte Formen des Unwahrscheinlichen.

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Halbwertszeit technologischer Intimität

Vor etwas mehr als 50 Jahren bekamen wir gigantische Computer, die ganze Räume ausfüllten.

Vor etwas mehr als 25 Jahren bekamen wir PCs auf unsere Schreibtische, mit denen wir per Maus und Tastatur interagieren.

Vor etwas mehr als 12.5 Jahren bekamen wir Laptops, auf denen wir direkt mit integrierter Tastatur und Mousepad arbeiten.

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Richtungspfeil des Fortschrittes

Josh Wolfe ist einer der interessantesten Investoren unserer Zeit. Mit Lux Capital investiert er in junge Unternehmen, die sich an den Grenzen des wissenschaftlich- und wirtschaftlich Machbaren bewegen.

Fortschritt ist entsprechend ein Kernaspekt von Wolfes Arbeit. Denn wer sich an den Grenzen des wissenschaftlich- und wirtschaftlich Machbaren bewegen will, muss wissen, wo diese Grenzen überhaupt liegen.

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Rache der Technologie

Technologie ist vor allem auch dazu da, unsere Probleme zu lösen und uns das Leben zu vereinfachen.[i]

Allerdings agieren viele unserer Technologien in komplexen Systemen. Und wie es komplexe Systeme nun einmal so an sich haben, ist die Lösung von Problemen alles andere als offensichtlich. Zwar ist es oft nicht schwer, das primäre Problem zu lösen – wer in ein komplexes System eingreift muss aber mit einer breiten Bandbreite an unerwarteten Konsequenzen rechnen.

Edward Tenner spricht in diesem Zusammenhang von den Rache-Effekten der Technologie. Während wir also noch mehr oder weniger weit von der Science-Fiction-Realität bösartiger Maschinen entfernt sind, schlagen viele Technologien bereits heute negativ zurück.

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Komplementärgüter marginalisieren

Vertikale Integration ist gerade im E-Commerce eines der potentesten Buzzwords des letzten Jahrzehnts. Man bringt die ganze Wertschöpfung ins eigene Unternehmen – von der Produktion bis hin zum Verkauf der Güter.

Im Optimalfall führt geschickte vertikale Integration zu einer Monopolstellung, bei der man alle Aspekte der Wertschöpfungskette kontrolliert. Doch vertikale Integration ist aufwendig, führt zu hoher Komplexität und erregt bei Erfolg das Aufsehen der Kartellämter.

Gerade für junge und schlanke Unternehmen ist diese Vorgehensweise in der Regel also keine valide Strategie.

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Mittelfristige Künstliche Intelligenz

In einigen Jahrzehnten werden wir es womöglich mit einer Künstlichen Intelligenz zu tun haben, die uns Menschen weit überlegen ist.

Für manche KI-Forscher ist diese Möglichkeit die zentrale Problematik unserer Zeit. Wie können wir eine bösartige KI verhindern? Wie können wir verhindern, dass es zu einer Singularität mit unerwünschten Konsequenzen kommt?

Andere Forscher halten diese Bedenken für vollkommen übertrieben. Ihre These: Nur weil ein Problem in der Zukunft möglicherweise auftreten könnte, sollten wir nicht zu viel Zeit darin investieren. Oder, wie Andrew Ng es formulierte: „Ich mache mir auch keine Sorgen über die Überbevölkerung des Mars.“

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Die Revolution, die nicht passierte

Im 14. Jahrhundert war China die klare Weltmacht in Sachen technologischer Innovation.

Auf dem Bereich der Landwirtschaft entwickelten die Chinesen enorm fortgeschrittene Pflug- und Saatmaschinen.

Im späten 11. Jahrhundert produzierte China gut 150.000 Tonnen Eisen – was auf einer pro-Kopf-Basis dem fünf- bis sechsfachen der europäischen Produktion entsprach.

In der Textilindustrie arbeiteten die Chinesen bereits im 13. Jahrhundert mit Maschinen, die in Europa erst 400 Jahre später Einzug erhielten.

Im Grunde war das Land damals reif für eine Industrielle Revolution.

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Schockrisiken als Signale

Beim Autofahren passieren viel mehr Unfälle als beim Fliegen. Zigaretten bringen weitaus mehr Menschen um als Terroristen.

Diese Aussagen versuchen Wissenschaftler und Statistiker immer wieder in unsere Gedanken einzupflanzen. Schlussendlich versetzt uns ein Anschlag von Terroristen dennoch in einen Angstzustand und das Abheben des Flugzeuges ist von einem nervöseren Gefühl begleitet als das Starten eines Autos.

Der große Unterschied zwischen uns und den Statistikern: Wir nehmen das Risiko auf einer sehr qualitativen Ebene wahr. Experten hingegen orientieren sich bei ihren Risikoeinschätzungen vor allem an der Anzahl der Todesopfer pro Jahr.

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Marktmechanismen der Wissenschaft

Je komplexer wissenschaftliche Probleme, je offener die Zusammenarbeit unter Wissenschaftlern und je unzähliger die Anzahl an technologischen Hilfsmitteln – desto mehr wird Wissenschaft von Marktmechanismen beherrscht.

Es ist erstaunlich, was Märkte in der Wirtschaft zu Stande bringen. Sie regeln Preise, sorgen für die Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage, bringen Innovationen hervor.

Märkte schaffen das alles ohne einen zentralen Kontrolleur.

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KI-Nanny & Prävention

Technologische Entwicklungen sind in vielen Fällen ein Segen für die Menschheit – sie bescheren uns Wohlstand, verlängern unsere Lebensdauer oder machen die Zukunft spannend. Allerdings reicht ein Blick auf Atombomben und Waffensysteme, um die Schattenseiten von Technologie zu erblicken.

Bisher hat die Menschheit noch alle technologischen Entwicklungen überlebt. Je komplexer die Systeme allerdings werden, desto höher auch die Chance einer negativen Überraschung, die zur Extinktion der Menschheit führt.

Besonders brisant in diesem Zusammenhang ist die Künstliche Intelligenz.

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Epistemische Aktionen - Denkzukunft

Ein entscheidender Teil unseres Denkens besteht in den Werkzeugen, die uns zur Verfügung stehen. Wir verwenden Stift und Papier, um Skizzen zu malen oder schreiben etwas auf, um es uns besser zu merken.

David Kirsh und Paul Maglio bezeichnen solche Handlungen als epistemische Aktionen. Epistemische Aktionen haben das Ziel, unser Denken zu verbessern.[i]

Eine hilfreiche Skizze gibt ein besseres Bild von einem Phänomen. Das Aufschreiben nimmt Belastung vom Erinnerungsspeicher des Gehirnes.

“You begin to think with the interface, learning patterns of thought that would formerly have seemed strange, but which become second nature. The interface begins to disappear, becoming part of your consciousness. You have been, in some measure, transformed. “ - Michael Nielsen in seinem Artikel “Thought as a Technology”

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Technologien schreiben Biografien

Die Art und Weise der Informationsübertragung ist keine Nebensächlichkeit, sondern beeinflusst ganz entscheidend, wie die Information beim Empfänger ankommt. Doch nicht nur die Nachricht wird durch das Medium verändert. Medien und Kommunikationstechnologien verändern auch, welche Nachrichten überhaupt produziert werden. Medien verändern Menschen.

Wie César A. Hidalgo et al. in ihrem Paper „How the medium shapes the message: Printing and the rise of the arts and sciences” zeigen, haben Veränderungen der Medienwelt in der Vergangenheit immer auch zu einem Wandel der einflussreichsten Personen geführt.

Dabei haben die Wissenschaftler einen sehr spannenden Ansatz verfolgt. Aus Wikipedia und einer anderen großen Datenbank haben sie die Biografien einflussreicher Menschen der letzten Jahrhunderte herausgefiltert. Anschließend haben sie diese Biografien mit den drei großen Medienrevolutionen verglichen: dem Buchdruck im 15. Jahrhundert, Radio- und Film zu Beginn des 20. Jahrhunderts und Fernsehen gegen Mitte des 20. Jahrhunderts.

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Urbanisierung der Komplexität

Die 10 innovativsten Städte der USA sorgen für 48% der Patente des Landes, obwohl sich lediglich 23% der Bevölkerung dort aufhalten. Nicht nur Menschen, sondern auch Ideen und Innovationen zeigen eine starke Tendenz zur Urbanisierung.

Dass diese Tendenz immer weiter ansteigt überrascht – sollten moderne Transportmittel und digitale Kommunikationswege doch eigentlich zu einer stärkeren Verbreitung von Innovation führen. In der Praxis ist genau das Gegenteil der Fall.

Und noch ein Trend sticht sofort ins Auge: Die Größe der Bevölkerung einer Stadt und ihr ökonomischer Output stehen in einem superlinearen Zusammenhang. Sprich: Je mehr Bewohner, desto höher der Output pro Bewohner.

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Stabilisierung der „Labilen Welt“

Nick Bostrom legt in seinem Paper „The vulnerable world hypothesis.“ nicht nur die Gefahr einer schwarzen Kugel dar, sondern bietet auch einige Präventivmaßnahmen.

In Anbetracht einer Technologie, die unweigerlich zur Extinktion der Menschheit führt, ist das eigentliche Ziel technologischer Rückschritt. Doch wie im ersten Artikel schon erläutert, sind wir Menschen bisher unschlagbar darin, Kugeln aus der Urne zu ziehen, aber nicht in der Lage, unerwünschte Kugeln wieder zurückzulegen.

„For example, even if it were ordained that all technologies that can be developed will be developed, it can still matter when they are developed.” – Nick Bostrom in seinem Paper „The vulnerable world hypothesis.“

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Formen der „Labilen Welt“

Es gibt verschiedene Arten von schwarzen Kugeln, die unter aktuellen Umständen das Ende der Menschheit bedeuten würden. Nick Bostrom spricht in seinem Paper „The vulnerable world hypothesis.“ von vier Formen derartiger Kugeln.

Typ 1 wurde mit dem Gedankenspiel der Atombomben bereits illustriert. Damit ist eine Technologie gemeint, die ein enormes destruktives Potential hat und gleichzeitig einfach zu konstruieren ist. Wenn also eine Atombombe von jedem Physikstudenten gebaut werden könnte, hätten wir es mit einer schwarzen Kugel von Typ 1 zu tun.

Dabei gibt es einen inversen Zusammenhang zwischen der Einfachheit dieser Technologie und ihrer Wirkung. Eine Technologie, die so einfach ist, dass jeder Krimineller sie verwenden kann, stellt auch bei einem moderaten Level an Destruktionspotential eine schwarze Kugel dar. Denn selbst wenn diese Technologie bei ihrer Anwendung nur eine einzige Stadt zerstören kann, werden sich genügend Anwender finden, um die meisten Städte der Erde zu vernichten.

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Hypothese der „Labilen Welt“

Eine Atombombe zu bauen, ist theoretisch nicht sonderlich kompliziert. Praktisch gesehen stellt sich das ganz anders dar: Schon am Rohstoff – einige Kilogramm an Uran oder Plutonium – werden die meisten Bauversuche scheitern. Für die Menschheit ist das ein glücklicher Zufall.

Ein glücklicher Zufall!

1933 kam Leó Szilárd auf die Idee der nuklearen Kettenreaktion. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass diese Kettenreaktion nur mit erheblicher technischer Expertise zu erreichen ist. Was aber, wenn sich das Gegenteil herausgestellt hätte? Nehmen wir an, man hätte diese Kettenreaktion mit zwei Scheiben Metall und etwas elektrischen Strom erzeugen können. Jede kleine Terrormiliz hätte eine Atombombe bauen können. Die Menschheit wäre binnen weniger Monate vom Erdboden verschwunden und der Erdboden mit ihr.

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Mesa-Optimierer – Gehirn und Evolution

Die natürliche Evolution optimiert nach Fitness, also der Fähigkeit, sich fortzupflanzen und das eigene Erbgut weiterzugeben. Die Evolution ist damit ein System das nach einem bestimmten Kriterium optimiert – ein sogenannter Basis-Optimierer. Im Zuge dieser Optimierung ist unter anderem das menschliche Gehirn entstanden. Doch das menschliche Gehirn ist nicht nur Teil des Basis-Optimierers, sondern versucht selbst zu optimieren. Entscheidend ist, dass das Cerebrum oft ganz andere Ziele verfolgt als Fitness oder Fortpflanzung – es handelt sich um einen Mesa-Optimierer.

Aus Sicht der Evolution – die den menschlichen Denkapparat erschaffen hat, um für Fitness zu optimieren – stellt das ein Problem dar. Das Gehirn war anfangs in Übereinstimmung mit den evolutionären Zielen. Doch es handelte sich dabei lediglich um eine Pseudo-Übereinstimmung, wobei das Gehirn mehr und mehr unabhängig von den evolutionären Richtlinien entscheidet und sich auf ganz andere Faktoren fokussiert.

Ob eine Mesa-Optimierung auftritt, hängt zum einen von der jeweiligen Aufgabe ab. Zum anderen spielt die Art des Basis-Optimierers eine essentielle Rolle.

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Potentieller Wettbewerb – Facebook

2014 übernahm Facebook den Messenger-Service WhatsApp für 19 Milliarden US-Dollar, 2 Jahre zuvor hatte Facebook bereits Instagram für 1 Milliarde US-Dollar übernommen. Auch die anderen großen Tech-Konzerne rund um Google, Amazon oder Microsoft zeichnen sich schon seit Jahren durch eine sehr rege Akquisitionsaktivität aus. Gegenwind von Kartellämtern gibt es, vor allem in den USA, nur selten.

Grund dafür ist, dass GAFA et al. in der Regel sehr junge Unternehmen übernehmen, es handelt sich also nicht um die klassischen Fälle des Kartellamts bei denen ein großer Konzern einen anderen Großkonzern übernimmt.

Damals lag also die Beweispflicht auf der Seite der Unternehmen, die zeigen mussten, dass so eine Wettbewerbsschwächung aufgrund der strukturellen Marktveränderung nicht zu erwarten war.

Im Laufe der Jahre haben die Entscheidungen des obersten Gerichtshof in den USA aber dazu geführt, dass die Beweislast immer stärker auf die Behörden fiel und gleichzeitig immer höher wurde, sodass es heute fast unmöglich ist, das Gesetz in Bezug auf potentiellen Wettbewerb zur Verhinderung irgendeiner Akquisition im Digitalbereich zu benutzen.

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Pars pro toto & künstliche Intelligenz

Der gesellschaftliche Diskurs rund um die künstliche Intelligenz beschränkt sich, getrieben von Science-Fiction-Filmen und Büchern wie denen von Yuval Noah Harari, auf zwei Narrative. Das erste Narrativ beschreibt eine Menschheit, die von der künstlichen Intelligenz überrannt, kontrolliert und tyrannisiert wird. Das zweite Narrativ behandelt das Thema der Arbeitsplätze, die durch künstliche Intelligenz wegfallen.

Wenn man dann immer wieder Berichte von nahezu perfekt selbstfahrenden Autos, Algorithmen, die Röntgenbilder besser als Ärzte interpretieren oder Songs im Stile von Bach oder Mozart komponieren können, hört, scheinen beide Narrative kurz vor ihrer Erfüllung zu stehen.

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