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Posts tagged Wissen
Disziplinierte Intelligenz

Dass der IQ die Gesamtheit menschlicher Intelligenz mehr als unzureichend beschreibt, ist seit langem klar. So wurde beispielsweise der Begriff der emotionalen Intelligenz eingeführt, um die emotionale Komponente des menschlichen Denkapparates zu beschreiben.

Gerade wenn man Intelligenz mit dem Erfolg von Menschen verbinden will, muss aber noch ein weiterer Intelligenzbegriff eingeführt werden: die disziplinierte Intelligenz.

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Gyrus postcentralis und Fußfetisch

Der Gyrus postcentralis ist das Zentrum unserer bewussten Wahrnehmung von Berührungen. Bereits 1937 stimulierte der Neurologe Wilder Penfield verschiedene Bereiche des Gyrus postcentralis mit einer Elektrode.

Setzte er die Elektrode auf die linke Gehirnhälfte, fühlten seine Patienten eine Berührung auf der rechten Seite ihres Körpers. Setzte er die Elektrode in der Mitte des Gehirns an, fühlten die Patienten eine Berührung in den Zehen.

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Schwebendes Wissen

Das Rezept für eine hitzige Diskussion: Man bringt eine spirituelle und eine weniger spirituelle Person an einen Tisch und stellt die Frage nach der Existenz einer menschlichen Seele.

Natürlich gibt es eine Seele – so die These der spirituellen Person.

Natürlich gibt es keine Seele – so die These der weniger spirituellen Person.

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Wissen wiederfinden

Nehmen wir an, du wirst 100, 200 oder 500 Jahre in die Vergangenheit versetzt. Wie viele Innovationen von heute könntest du in deiner neuen Realität umsetzen?

Könntest du den ersten Fernseher entwickeln? Könntest du den Leuten wissenschaftlich beweisen, wie diverse Gesetze der Physik funktionieren? Könntest du wenigsten den Reißverschluss erfinden?

Aus irgendeinem unerkenntlichen Grund taucht dieses Gedankenexperiment immer wieder in meinen Denkprozessen auf.

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Phänotyp der Wirtschaft

Bis vor einigen Jahrzehnten war die Funktionsweise pflanzlicher und tierischer Genetik eine absolute Black-Box. Allerdings gab es bereits im 19. Jahrhundert Genetiker, die Fortschritte auf dem Gebiet der Genetik zu Stande brachten und unser Wissen über Erbmechanismen vorantrieben.

Grund dafür ist das genetische Konzept des Phänotyps. Der Phänotyp ist die Menge aller beobachtbaren Merkmale, die ein Lebewesen aufweist. Selbst wenn man also gar nichts über die genetischen Mechanismen an sich weiß, kann man von der Korrelation unterschiedlicher Phänotypen gewisse Regelmäßigkeiten ableiten und so zu Erkenntnis gelangen.

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Wirtschaft – ein Verstärker

Wirtschaft ist dazu da, knappe Ressourcen mit unterschiedlichen Verwendungsmöglichkeiten optimal zu verteilen. So oder so ähnlich lauten die gängigsten Definitionen von Wirtschaft.

Für den chilenischen Ökonomen César Hidalgo greift diese klassische Textbuchdefinition zu kurz.

Vielmehr ist Wirtschaft ein System, um menschliches Wissen in eine nützliche Form zu bringen und es dadurch zu verstärken. Wirtschaft als Lautsprecher für Knowledge und Knowhow.

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Soziale Beziehungen - Wissensredundanz

In einem perfekten Arbeitsmarkt bekommen die kompetentesten Bewerber die besten Positionen. In der Praxis ist dieser perfekte Arbeitsmarkt nicht viel mehr als eine nette Idee.

Wie der chilenische Ökonom César Hidalgo in seinem Buch „Why information grows.“ beschreibt, sind oft mehr als 50% aller Arbeitsplätze in einer Stadt oder einem Unternehmen auf soziale Beziehungen zurückzuführen.

Für soziale Beziehungen selbst spielen drei Faktoren eine entscheidende Rolle: soziale Zentren, soziale Ähnlichkeit und Homophilie.

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Slow-Motion Multitasking

Wer Höchstleistungen erbringen will, muss sich von Multitasking fernhalten. Multitasking lenkt ab, verwirrt und ist ineffektiv.

In Anbetracht dieser weit verbreiteten These ist es durchaus erstaunlich, wie viele Top-Performer in Wissenschaft und Wirtschaft Multitasking betreiben.

Die erfolgreichsten Wissenschaftler publizieren im Zuge ihrer Laufbahn zu mehr verschiedenen Themen als weniger erfolgreiche. Viele der herausragendsten Unternehmer können es nicht bei einem einzigen Projekt belassen.

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Ignoranz und Reue

Manchmal ist es vollkommen rational, sich nicht zu informieren. Bei unwichtiger oder schwer zugänglicher Information stellt Ignoranz ein vollkommen rationales Verhalten dar.

Wir Menschen entscheiden uns aber auch immer wieder für Ignoranz, obwohl die Information interessant und frei zugänglich ist.

Viele Eltern wollen vor der Geburt das Geschlecht ihres Kindes nicht wissen. Dabei könnten sie mit diesem Wissen besser für die Zukunft planen und Unsicherheit reduzieren.

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Marktmechanismen der Wissenschaft

Je komplexer wissenschaftliche Probleme, je offener die Zusammenarbeit unter Wissenschaftlern und je unzähliger die Anzahl an technologischen Hilfsmitteln – desto mehr wird Wissenschaft von Marktmechanismen beherrscht.

Es ist erstaunlich, was Märkte in der Wirtschaft zu Stande bringen. Sie regeln Preise, sorgen für die Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage, bringen Innovationen hervor.

Märkte schaffen das alles ohne einen zentralen Kontrolleur.

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Tauschwert von Bildung

“As a result, educational credentials come to take on a life of their own. Their value derives not from the useful knowledge they symbolize but from the kind of job for which they can be exchanged.” – David Labaree[i]

Die meisten Bildungsinstitutionen der westlichen Welt fokussieren sich auf Noten, Abschlüsse und Zertifikate. Das wird zwar immer wieder kritisiert, im Großen und Ganzen hat sich daran in den letzten Jahrzehnten aber rein gar nichts geändert.

Grundsätzlich entspringt dieses Problem dem Unterschied zwischen dem Tauschwert und dem intrinsischen Wert von Bildung. Kaum jemand macht Matura oder Abitur, weil ihn das dabei erlernte Wissen interessiert.

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Asymmetrische Waffen und Wahrheit

„Mit manchen Menschen kann man einfach nicht diskutieren. Solche Personen verschließen sich jeder logischen und rationalen Debatte. Über Fakten braucht man erst gar nicht zu sprechen. Aber Fakten und Logik sind den meisten ohnehin vollkommen egal. Wenn man jemanden überzeugen will, braucht es eine passende Inszenierung sowie gute Werbung.“

Derartige Argumente gegen faktenbasierte Überzeugungsarbeit sind keine Seltenheit. Tatsächlich wirkt es oft zwecklos, mit Menschen zu diskutieren.

Das Problem: Wir versuchen zu überzeugen, anstatt uns auf wirkliche Debatten einzulassen. Eine wirkliche Debatte findet nicht statt, wenn man sich bei Protesten gegenübersteht und sich gegenseitig Parolen ins Gesicht brüllt. Eine wirkliche Debatte findet auch nicht auf Sozialen Medien statt.

Eine wirkliche Debatte nimmt die Form einer adversen Kollaboration an.

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Die intellektuelle Schuldenblase

1897 entdeckte man erstmals die positiven Effekte von Aspirin. Eine Erklärung für die Funktionsweise folgte 98 Jahre später im Jahr 1995.

Diese Spanne zwischen dem, was funktioniert, und unserem Verständnis der Funktionsweise, bezeichnet man als Intellektuelle Schulden.

Intellektuelle Schulden waren bisher vor allem ein Thema der Medizinbranche. Medikamente werden nicht zugelassen, weil man den genauen Wirkmechanismus erklären kann. Medikamente werden zugelassen, weil sie in klinischen Studien positive Effekte zeigen. Korrelation statt Kausalität ist die Devise.

Das muss nicht unbedingt schlecht sein, stellt aber eine Gefahr dar. Eine Gefahr in Bezug auf die langfristige Innovationsgeschwindigkeit sowie in Bezug auf unerwünschte Kettenreaktionen.

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Scientabilität & Homöopathie – Achtung

Es scheint absurd, wissenschaftliche Studien über Maßnahmen durchzuführen, deren vorgeschlagene Wirkmechanismen dem aktuellen Stand der Wissenschaft widersprechen. Noch absurder scheint es, dass es für eine dieser Methoden, die Homöopathie, immer wieder Studien gibt, die einen Effekt belegen, der über einen normalen Placebo-Effekt hinausgeht.

Im Vergleich zu diesen wissenschaftlich gut belegten Erkenntnissen, wie dem Dosis-Wirkung-Prinzip, ist die Evidenzkraft von wissenschaftlichen Studien gering. Denn gerade im Bereich der Medizin sind die Studien und ihre Erkenntnisse nur statistische Natur. Wenn aber eine klinische Studie e.g. ein Konfidenzintervall von 90% hat, wird in 10% aller Studien ein falsch positives Ergebnis herauskommen.

Auf Basis dieser Argumentationslinie spricht sich Christian Weymayr für das Konzept der Scientabilität aus und dagegen „sichere Erkenntnisse mit einer unsicheren Prüfmethode belegen oder widerlegen zu wollen“.

Das Konzept der Scientabilität klingt erst einmal sehr einleuchtend, doch es birgt große wissenschaftliche Risiken.

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Grün oder Blün – deskriptiver Fehlschluss

Wenn es um wissenschaftliche Modelle geht, kann man das, was Nassim Taleb als narrative Verzerrung beschreibt, als deskriptiven Fehlschluss bezeichnen.

Deskriptiv erfolgreich ist ein Modell dann, wenn es das beobachtete Verhalten beschreiben und im besten Fall auch noch richtige Vorhersagen über das zukünftige Verhalten machen kann. Einige Wissenschaftler, darunter ehemals Milton Friedman, sind der Ansicht, dass die hohe Deskriptivität eines Modells die ultimative Raison d'Être ist.

Allerdings missachtet dieser reine Fokus auf die Deskriptivität den Fakt, dass es meiste eine Vielzahl an Modellen gibt, die bisherige empirische Beobachtungen eines gewissen Phänomens gut beschreiben und das Phänomen in einem begrenzten Zeitraum vorhersagen können.

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Unnötiges Wissen als Kapazitätsreserve

Es gibt viele Arten von Wissen, die als unnötig betrachtet werden. Genaue Jahreszahlen könne man im Internet suchen, viele mathematische Theoreme hätten keine praktische Relevanz und ein genaues Wissen über die chemischen Reaktionen, die im menschlichen Körper stattfinden, seien mehr als überflüssig.

Ohne auf diese Diskussion im vollen Umfang einzugehen, was zumindest einen Essay wie den von G. H. Hardy beanspruchen würde, werde ich in diesem kurzen Artikel nur einen Blickwinkel auf dieses Wissen werfen, das oft als unnötig erachtet wird. Den Blickwinkel der Kapazitätsreserve.

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