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Posts tagged Wahrheit
Palliativgesellschaft - Bucheinblick

Wir leben in einer Gesellschaft der Algophobie – der Schmerzangst.

Die Gesellschaft der Algophobie – die Palliativgesellschaft - ist Resultat des Leistungsgedanken. „Die Palliativgesellschaft fällt mit der Leistungsgesellschaft zusammen.“

Byung-Chul Han ist mit seinem Essay „Palliativgesellschaft: Schmerz heute“ ein sehr anregendes Werk gelungen. Anregend im wahrsten Sinne des Wortes – die 87 Seiten des Textes sind voll von prägnant formulierten und provokativen Ideen.

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Realitäten leben

Als Arthur Koestler am 9 Januar des Jahres 1944 seinen Essay „The Nightmare That Is a Reality“ publizierte, hielten viele US-Amerikaner den Holocaust für eine propagandistische Erfindung ihrer eigenen Regierung.

Millionen Menschen werden auf grausamste Weise ermordet und niemand – bis auf eine kleine Gruppe, zu der unter anderem Koestler gehört – will es wahrhaben.

Wie kommt das?

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Infotainment - der Zeilentest

In meinem Artikel zu Unterhaltungsdiskussionen argumentiere ich, dass viele scheinbar produktive Debatten nicht viel mehr sind als belangloses Entertainment. Was produktiv wirkt, bringt also nicht mehr hervor als alltäglicher Smalltalk.

Dasselbe gilt auch für Medien und Informationen – so zumindest die These des Unternehmers Balaji Srinivasan.

„Typically, people will put, let's say, war reporting and Kim Kardashian reporting at opposite ends of the spectrum. […] I actually argue they're both infotainment at one end of the spectrum, and the other end is news you can use or tutorials.” - Balaji Srinivasan im North Star Podcast.

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Spring nicht – Ernsthaft & Buchstäblich

Laut dem Psychologen Donald Hoffman sind Raum und Zeit lediglich Produkte unserer eigenen Vorstellungskraft. Die Evolution hat unsere Wahrnehmung nicht dazu trainiert, die wahrhaftige Realität wahrzunehmen – vielmehr nehmen wir evolutionäre Fitnesspunkte wahr.

In meinem Artikel „Flache Erde, Raum und Zeit“ habe ich diese Idee bereits ausführlicher erläutert.

Wo ich einen Tisch sehe, ist in Wahrheit kein Tisch. Wo ich einen Zug sehe, ist in Wahrheit kein Zug.

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Rationale Gefühle

In den Augen vieler stehen Emotionen im Gegensatz zur Rationalität. Gefühle sind irrational.

Der Denker Eliezer Yudkowsky hält diese Trennung von Emotion und Rationalität für falsch. Emotionen entstehen durch unsere Wahrnehmung der Realität. Wenn diese Wahrnehmung falsch und irrational ist, so sind auch unsere Emotionen falsch und irrational. Wenn diese Wahrnehmung aber der Realität entspricht, so sind die dazugehörigen Emotionen vollkommen rational.

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Anstößig & Ungemütlich

Menschen, die sich von politischer Korrektheit eingeschränkt fühlen, werden in der Regel belächelt. Meist sind es ohnehin die privilegierten weißen Männer, die sich darüber aufregen – sie sind es nicht gewohnt, mit konträren Meinungen konfrontiert zu werden.

Denn die Sache scheint eindeutig. Man kann alles sagen und denken, solange man andere mit seinen Aussagen nicht verletzt. Man kann alles sagen, was der Wahrheit entspricht – nur falsche und anstößige Meinungen muss man zurückhalten.

„Ich bin absoluter Anhänger der politischen Korrektheit im Sinne einer Höflichkeits-, einer Anerkennungs-, einer Respektverpflichtung. Wenn man politische Korrektheit aber so versteht, dass man nichts Anstößiges mehr sagen darf, dann wird es eine ziemlich schreckliche Geschichte […].“ – Professor Jochen Hörisch im Zukunft-Denken-Podcast.

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Matrix & Sicherheit Künstlicher Intelligenz

Nimmst du die rote Pille, um die Wahrheit zu erfahren? Oder wählst du die blaue Pille und verharrst in deiner fiktiven Realität?

Die meisten von uns würden ganz instinktiv die rote Pille nehmen. Niemand will in einer fiktiven Welt leben - wir wollen die Realität. Genau daraus ergibt sich die Faszination von Filmen wie „The Matrix“.

Die Grundannahme ist dabei immer die Gleiche: Es gibt eine Künstliche Intelligenz, die den Menschen weit überlegen ist. Um die Menschen zu kontrollieren, schließt die KI unsere Gehirne an einen Computer an. Wir leben fortan in einer simulierten Welt, aber merken es nicht. Währenddessen kann die KI in der realen Welt tun und lassen was sie will. Soweit die verbreiteten Science-Fiction-Theorien.

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Overton-Fenster und Scheindebatten

Alle Drogen verbieten. Alle Drogen legalisieren.

Grenzen für alle schließen. Grenzen für alle öffnen.

Kaum ein Politiker mit realistischen Ambitionen auf ein höheres Amt wird derartig extreme politische Vorschläge liefern. Diese Vorschläge liegen außerhalb des Overton-Fensters. Laut dem US-amerikanischen Anwalt und Ingenieur Joseph Overton umfasst das Overton-Fenster alle politischen Maßnahmen, die vom Mainstream akzeptiert werden.

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Asymmetrische Waffen und Wahrheit

„Mit manchen Menschen kann man einfach nicht diskutieren. Solche Personen verschließen sich jeder logischen und rationalen Debatte. Über Fakten braucht man erst gar nicht zu sprechen. Aber Fakten und Logik sind den meisten ohnehin vollkommen egal. Wenn man jemanden überzeugen will, braucht es eine passende Inszenierung sowie gute Werbung.“

Derartige Argumente gegen faktenbasierte Überzeugungsarbeit sind keine Seltenheit. Tatsächlich wirkt es oft zwecklos, mit Menschen zu diskutieren.

Das Problem: Wir versuchen zu überzeugen, anstatt uns auf wirkliche Debatten einzulassen. Eine wirkliche Debatte findet nicht statt, wenn man sich bei Protesten gegenübersteht und sich gegenseitig Parolen ins Gesicht brüllt. Eine wirkliche Debatte findet auch nicht auf Sozialen Medien statt.

Eine wirkliche Debatte nimmt die Form einer adversen Kollaboration an.

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Partei-Bias und bezahlte Wahrheit

Politische Umfragen verdeutlichen immer wieder einen starken Partei-Bias im Denken von Bürgern. Wähler der CDU betrachten die Leistungen von Angela Merkel in einem ganz anderen Licht als Wähler der AFD. Innerhalb der ÖVP blickt man weitaus unkritischer auf Sebastian Kurz als aus Perspektive der SPÖ.

Doch das Problem sind nicht nur das Licht und die Perspektive. Der Partei-Bias zeigt sich auch in Bezug auf konkrete Fakten.

Beispiel: In einer Umfrage im Jahre 2010 befragte man verschiedene US-Amerikaner nach dem Geburtsland von Barack Obama. Von den befragten Republikanern gaben 45% an, er sei im Ausland geboren, bei den Demokraten lediglich 8%. Ein gleiches Bild zeigt sich auch bei faktischen Befragungen in Bezug auf ökonomische Entwicklungen oder den Verlauf von kriegerischen Auseinandersetzungen.

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Kayfabes – die Show-Kämpfe unserer Welt

Auch in Politik und Journalismus scheint dieses Konzept zumindest teilweise Einzug erhalten zu haben. Ein Großteil des Kampfes zwischen Opposition und Regierenden mag nur ein gemeinsames Schauspiel sein, um wirklich innovative Kräfte und Konzepte aus dem Ring zu halten.

Und noch eine besonders brisante Erkenntnis liefert das professionelle Wrestling. Die verschiedenen Schichten an Lügen sind ab einem gewissen Zeitpunkt so schwer zu durchschauen, dass Lüge zu Realität und Realität zu Lüge wird. So führten einige reine Show-Affären schlussendlich zu Affären im echten Leben.

Diese Erkenntnis ist deshalb besonders brisant, weil wir alle in gewisser Art und Weise Teil und Motor von Kayfabes in bestimmten Lebensbereichen sind und es gar nicht bemerken.

Das Gegenmittel: First-principle-thinking. Eigenständiges Denken ausgehend von Fakten und grundlegenden Wirkmechanismen.

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Chamäleons – die Filtervermeider

Ob ein Modell sinnvoll ist oder nicht, hängt nicht nur vom Modell selbst ab, sondern vor allem auch von der Perspektive. Es kommt ganz darauf an, welchen Zweck ein Modell erfüllen soll.

Problematisch wird es, wenn ein ursprünglich normatives Modell und dessen rein theoretische Ergebnisse, präskriptiv oder deskriptiv verwendet werden, ohne dass man die Annahmen des Modells einer strengen Kontrolle unterzieht. Solche Chamäleons können drastische Konsequenzen haben.

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Mut zum Ungefähr

Doch das Problem, dass wir nur die Fakten oder im besten Fall spezifische Regeln und Gesetze lernen, ist nicht nur auf die Struktur unseres Denkapparats zurückzuführen. Abstrakt denken ist immer unangenehmer und anstrengender, als spezifische Regeln zu lernen oder ganz klare Fakten.

Unsere natürliche Tendenz der Faulheit führt uns dazu, dass wir uns tendenziell eher keine Gedanken um Metaregeln oder abstrakte Zusammenhänge machen. Auch evolutionär war es nie wichtig, die großen Zusammenhänge zu verstehen, wenn ein Raubtier kommt dann läuft man weg und wenn man Hunger hat jagt man – mit sehr spezifischen Regeln konnte man immer gut überleben.

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Fiktive Vergleiche

Die kategorische Ablehnung von Atomkraft, die Verteuflung des Kapitalismus und die Verurteilung der Filterblasen in der digitalen Medienlandschaft haben eines gemeinsam - ihnen liegt der fiktive Vergleich zu Grunde.

Der fiktive Vergleich wird vor allem von den Menschen verwendet, die sich selbst als besonders kritisch ansehen, die alles hinterfragen, also leider auch von vielen Journalisten und Meinungsmachern. Denn man fällt dem Phänomen des fiktiven Vergleiches sehr leicht zum Opfer, immer dann nämlich, wenn man sich nur auf die Probleme eines gewissen Themas fokussiert.

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Wahrscheinlichkeit als Wahrheit

Wir denken in absoluten Kategorien. Entweder ganz oder gar nicht, entweder wahr oder falsch, entweder schwarz oder weiß.

Dass diese Darstellung der Realität nicht gerecht wird, wissen wir. Was kann man aber tun, um besser zu denken und damit auch besser zu handeln?

Anfangen in Wahrscheinlichkeiten zu denken. Nicht mehr denken, dass man etwas weiß, sondern denken, dass man etwas mit einer Wahrscheinlichkeit von x für richtig hält.

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resulting – Entscheidung ≠ Ergebnis

So gut wie alle Entscheidungen im realen Leben werden in einem von Wahrscheinlichkeit beeinflussten Umfeld getroffen. Weder kann man die Ausgangssituation vollkommen exakt analysieren, noch ist es möglich, eindeutige Vorhersagen zu treffen. Zu viele Einflussfaktoren bestimmen die Geschicke der Welt, sodass man fast nie direkt von der Entscheidung auf das Resultat schließen kann.

Befragt man Menschen zu ihren guten und schlechten Entscheidungen, wird man als Beispiele für gute Entscheidungen nur solche zu hören bekommen, die zu einem guten Ergebnis geführt haben. Als Beispiele für schlechte Entscheidungen wird man nur solche zu hören bekommen, die zu einem schlechten Ergebnis geführt haben.

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Meta-Wahrheit – Zeit für eine neue Norm

Dennoch verteidigen viele diese absolute Norm. Ihr Sinn bestehe darin, dass man Lügen generell zu etwas Schlechtem macht und die Leute zum Zögern bringt, bevor sie Unwahrheiten äußern. Erst wenn der Druck also zu groß und der Vorteil des Lügens zu offensichtlich wird, soll man lügen.

Doch wer legt fest, wann der Druck zu groß wird und die Vorteile zu offensichtlich? Außerdem wird diese absolute Norm so oft gebrochen, dass sie de facto gar nicht mehr als Norm empfunden wird.

Kann es denn keine Norm in Bezug auf Wahrheit und Unwahrheit geben, die praktikabel und gleichzeitig moralisch vertretbar ist?

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Lügen oder Schweigen – eine Frage der Perspektive

Dass man nicht lügen soll, weiß jedes Kind. Dass nicht lügen nicht immer möglich ist ebenfalls. Vor allem wenn es um prosoziale Lügen geht, also Lügen von denen der Angelogene profitiert, sind viele bereit dem Wahrheitsgebot zu widersprechen. Manche sind aber auch der Meinung, dass es besser ist einfach nichts zu sagen, anstatt jemanden anzulügen.

In dem ausführlichen Artikel „The Surprising Cost of Silence. Asymmetric Preferences for prosocial lies of commission and omission.” haben Emma Levine et al. sich mit der Frage auseinandergesetzt, welche Art der Täuschung Menschen moralisch vertretbar finden.

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