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resulting – Entscheidung ≠ Ergebnis

So gut wie alle Entscheidungen im realen Leben werden in einem von Wahrscheinlichkeit beeinflussten Umfeld getroffen. Weder kann man die Ausgangssituation vollkommen exakt analysieren, noch ist es möglich, eindeutige Vorhersagen zu treffen. Zu viele Einflussfaktoren bestimmen die Geschicke der Welt, sodass man fast nie direkt von der Entscheidung auf das Resultat schließen kann.

Befragt man Menschen zu ihren guten und schlechten Entscheidungen, wird man als Beispiele für gute Entscheidungen nur solche zu hören bekommen, die zu einem guten Ergebnis geführt haben. Als Beispiele für schlechte Entscheidungen wird man nur solche zu hören bekommen, die zu einem schlechten Ergebnis geführt haben.

Diese Tendenz, die Qualität einer Entscheidung mit der Qualität des Ergebnisses gleichzusetzen, bezeichnet die professionelle Poker-Spielerin Annie Duke in ihrem Buch „Thinking in bets: Making smarter decisions when you don’t have all the facts.“ als „resulting“.

Der Begriff ist in Poker-Kreisen weit verbreitet. Dabei zeichnet sich Poker, genau wie das Leben, durch eine Kombination von Glück auf der einen und Können auf der anderen Seite aus.

Es mutet ziemlich absurd an, eine Entscheidung als gut zu bezeichnen, obwohl sie zu einem schlechten Ergebnis geführt hat. Doch eine Entscheidung die vollkommen logisch und unter Beachtung aller relevanten Fakten getroffen wurde, kann durchaus gut sein, auch wenn sie nicht zum gewünschten Ergebnis geführt hat. Vice versa kann eine schlechte Entscheidung, die völlig irrational getroffen wurde, zum gewünschten Ergebnis führen, das macht die Entscheidung aber nicht zu einer guten.

Um dem „resulting“ nicht zum Opfer zu fallen und damit auf lange Sicht bessere Entscheidungen aufgrund einer korrekteren Analyse der vergangenen Entscheidungen zu treffen, muss man sich bei jeder Entscheidung klarmachen, dass sie in einem Umfeld von Wahrscheinlichkeit getroffen wird.

Man muss bei jeder Entscheidung mitdenken, mit welcher Wahrscheinlichkeit diese zu einem positiven Ergebnis führen wird, sich also klarmachen, dass die Entscheidung, selbst wenn sie gut ist, nicht unbedingt erfolgreich sein muss. Denn selbst eine Entscheidung die mit einer Wahrscheinlichkeit von 90% zu einem positiven Ergebnis führt, kann im Einzelfall schlecht ausgehen. Erst auf lange Sicht kann man wirklich einschätzen, ob die Entscheidungen gut oder schlecht waren.

Zum Weiterlesen & Weiterhören:

https://a16z.com/2019/05/07/thinking-in-bets-innovation-uncertainty/

Duke, Annie: Thinking in bets. Making smarter decisions when you don’t have all the facts. New York: 2018.