text

Posts tagged Gehirn
Gyrus postcentralis und Fußfetisch

Der Gyrus postcentralis ist das Zentrum unserer bewussten Wahrnehmung von Berührungen. Bereits 1937 stimulierte der Neurologe Wilder Penfield verschiedene Bereiche des Gyrus postcentralis mit einer Elektrode.

Setzte er die Elektrode auf die linke Gehirnhälfte, fühlten seine Patienten eine Berührung auf der rechten Seite ihres Körpers. Setzte er die Elektrode in der Mitte des Gehirns an, fühlten die Patienten eine Berührung in den Zehen.

Read More
Fehler als Zeichen von Intelligenz

Optische Täuschungen werden immer wieder herangezogen, um die unzureichenden Fähigkeiten der menschlichen Wahrnehmung und Intelligenz zu illustrieren. Wie Gerd Gigerenzer erläutert, sind optische Täuschungen aber ein Beweis für das genaue Gegenteil.

„If a system does not make errors, it is not intelligent. Visual illusions in fact demonstrate the success rather than the failure of cognition.” - Gerd Gigerenzer in seinem Buch “Risk savvy”.

Read More
Hirntraining – eine Fiktion

Das Internet ist voll von Apps für Hirn- und Gedächtnistraining – mit weltweit fast 70 Millionen Nutzern derartiger Programme handelt es sich mittlerweile um einen Milliardenmarkt. Das Ziel des Ganzen ist offensichtlich: Spielerisch, soll man die eigene kognitive Kapazität erhöhen.

Das Problem: die Studienlage zu dieser Thematik ist mehr als mangelhaft. Manche Studien lieferten zwar positive Ergebnisse, die sich in Folgestudien aber meist nicht replizieren ließen.

Read More
Erinnerungsdatenbank

Im Zuge von Elon Musks Neuralink-Präsentation kam unter anderem die Idee der Erinnerungsdatenbank auf. Wenn wir eines Tages Gehirn und Computer direkt miteinander verbinden, so besteht natürlich die Möglichkeit, die Prozesse des Gehirns abzuspeichern und später wieder abzuspielen.

Man könnte also den aktuellen Moment in 10, 20 oder 50 Jahren abermals in der exakt selben Intensität erleben.

„If we one day will be able to replay memories, I wonder if this is a memory that you and I would choose.” – Lex Fridman in Episode 1537 der Joe Rogan Experience.

Read More
Schlafmangel – eine Pessimismustechnik

Dass Schlaf eine essentielle Komponente für hohe Performance und rationale Entscheidungsfindung darstellt, sollte nicht überraschen. Nicht weniger gravierend sind die Effekte von Schlafmangel auf die emotionale und soziale Lage des Schlafarmen, wie Matthew P. Walker et al. in ihrem Paper „Sleep loss and the socio-emotional brain“ illustrieren.[i]

Ein Wenig an Schlaf verändert die emotionale Lage des Betroffenen. Man wird aber nicht nur impulsiver und emotional instabiler – der Emotionswandel zeigt ganz eindeutig in Richtung Negativität. In der Regel führt Schlafmangel zu einem Anstieg negativer bei gleichzeitigem Abfall positiver Emotionen. So besteht ein klarer Zusammenhang zwischen Schlafverlust und Depressionen – auch wenn das Henne-Ei-Problem in diesem Bereich noch nicht gelöst wird und die aktuelle Studienlage auf einen gegenseitig verstärkenden Effekt hinweist.

Read More
Mesa-Optimierer – Gehirn und Evolution

Die natürliche Evolution optimiert nach Fitness, also der Fähigkeit, sich fortzupflanzen und das eigene Erbgut weiterzugeben. Die Evolution ist damit ein System das nach einem bestimmten Kriterium optimiert – ein sogenannter Basis-Optimierer. Im Zuge dieser Optimierung ist unter anderem das menschliche Gehirn entstanden. Doch das menschliche Gehirn ist nicht nur Teil des Basis-Optimierers, sondern versucht selbst zu optimieren. Entscheidend ist, dass das Cerebrum oft ganz andere Ziele verfolgt als Fitness oder Fortpflanzung – es handelt sich um einen Mesa-Optimierer.

Aus Sicht der Evolution – die den menschlichen Denkapparat erschaffen hat, um für Fitness zu optimieren – stellt das ein Problem dar. Das Gehirn war anfangs in Übereinstimmung mit den evolutionären Zielen. Doch es handelte sich dabei lediglich um eine Pseudo-Übereinstimmung, wobei das Gehirn mehr und mehr unabhängig von den evolutionären Richtlinien entscheidet und sich auf ganz andere Faktoren fokussiert.

Ob eine Mesa-Optimierung auftritt, hängt zum einen von der jeweiligen Aufgabe ab. Zum anderen spielt die Art des Basis-Optimierers eine essentielle Rolle.

Read More
Inter- und Intraaufmerksamkeit

In den letzten Jahren hat sich mit dem Medienkonsum auch der präferierte Modus der Aufmerksamkeit verändert. Während in früheren Dekaden das Lesen von Büchern und Artikeln einen großen Anteil des Medienkonsums ausmachte, spielen interaktive Medien wie Computerspiele sowie Videos und Filme eine immer größere Rolle. Soweit nichts Neues. Doch die US-amerikanische Literaturwissenschaftlerin Nancy Katherine Hayles beschreibt in ihrem Essay „Hyper and deep attention: The generational divide in cognitive modes.“ wie dieser Trend einen Umschwung in Denkmustern mit sich bringt.

Mit dem Lesen von langen Texten trainiert man eine Art der Aufmerksamkeit, im Zuge derer man sich lange Zeit sehr intensiv auf eine Sache fokussiert und alle Ablenkungen ausblendet. Hayles bezeichnet das als „Deep Attention“, was durch den Begriff der Intraaufmerksamkeit – also der intensiven Aufmerksamkeit innerhalb einer einzigen Sache – treffend beschrieben wird.

Mit interaktiven Medien hingegen wird die „Hyper Attention“ trainiert – so etwas wie die Interaufmerksamkeit. Interaufmerksamkeit umfasst die Fähigkeit, schnell zwischen verschiedenen Fokuspunkten zu wechseln, um so eine möglichst hohe Bandbreite an Information zu verarbeiten.

Read More