text

Posts tagged Beziehungen
Entstehung von Heimat

Man kann Heimat ganz unterschiedlich definieren. Zum einen gibt es Makro-Formen der Heimat – beispielsweise ganze Städte oder Nationen – zum anderen gibt es Mikro-Formen der Heimat, wie die eigene Familie oder Clique.

Doch es gibt einen Faktor, der jeder Heimat gemein ist: Die Heimat ist ein Ort, an dem Banales verherrlicht und mystifiziert wird.

Read More
Kompetente Anarchie

In den letzten Wochen und Tagen habe ich viele Gedanken des Philosophen Vilém Flusser veröffentlicht. Sehr augenscheinlich ist dabei immer wieder sein Hass gegenüber Nationalismus und Patriotismus. Man kann es sogar noch allgemeiner formulieren. Er hat eine Abneigung gegenüber angeborenen Bindungen, weil er in seinem eigenen Leben erfahren hat, dass Wahlbeziehungen weitaus fruchtbarer sind.

Nun stellt sich natürlich die Frage – wenn nicht Nation, wenn nicht angeborene Beziehungen, was dann?

Read More
Lüge des Alters

Der Philosoph Vilém Flusser hat mich kürzlich auf etwas aufmerksam gemacht, das absolut offensichtlich und enorm wichtig ist, ich bisher aber noch nie bedacht habe: Es ist eine große Dummheit, das eigene Leben in Zeiteinheiten zu messen.

„Es hat mich immer gestört, daß man die Lebensdauer von Menschen objektiv mißt in Jahrzehnten, Jahren, Monaten. Ich glaube, das ist ein Maßstab, der für das Erleben und das Erleiden völlig ungeeignet ist. Es gibt Abschnitte, die sehr intensiv sind, die voller Erlebnisse sind, und es gibt andere, die ziemlich öde verlaufen.“ - Vilém Flusser im Gespräch mit Patrik Tschudin.

Read More
Einfachheit ungleich Verfügbarkeit

Vor Kurzem diskutierte ich über folgendes Thema: Wie soll man einen Freund beraten, der um einen Ratschlag bittet.

Für mich lag die Antwort recht schnell auf der Hand. Ich gebe keine konkreten Ratschläge. Ich frage nach, fasse zusammen und versuche so herauszuholen, was der Freund ohnehin schon unterbewusst weiß.

Soweit so gut. Nun kam aber ein durchaus berechtigter Kritikpunkt an meiner Vorgehensweise auf: Der Freund fragt mich als Freund um einen Ratschlag. Ist es also nicht auch meine Pflicht, mir als Freund Platz in der Entscheidung zu nehmen – also meine Emotionen und Gedanken miteinfließen zu lassen?

Read More
Patriotismus - auferlegte Beziehung

In den Augen George Orwells ist Patriotismus ein harmloses Phänomen. Patriotismus ist lediglich die Liebe zum eigenen Vaterland, zur eigenen Lebensweise. Anders als der Nationalist will der Patriot seinen Lebensstil aber keinen anderen Menschen aufzwingen.

Orwell hat mit der Harmlosigkeit des Patriotismus insofern recht, dass Patriotismus kein konkretes Leid verursacht. Anders als der Nationalismus, der in seiner Expansionslust immer auch mit Gewalt verbunden ist.

Read More
Migrant – ein Egoist

In meinem Artikel „Altlasten von Beziehungen“ habe ich mich damit beschäftigt, wie Migration die Fesseln von Charakteraltlasten lösen kann. Man befindet sich in einem vollkommen neuen Umfeld, kann die Klischees in bestehenden Beziehungen hinter sich lassen und authentische neue Beziehungen aufbauen.

Es handelt sich hierbei um einen Aspekt der migrantischen Freiheit. Denn der Migrant löst sich von vielen Ketten der Heimat, von Gewohnheiten und Traditionen und wird dadurch freier als der Einheimische.

Read More
Beziehung ohne Legitimitätsnachweis

Was unterscheidet Freundschaft von anderen Beziehungstypen – also von familiären und romantischen Beziehungen?

„The proofs of legitimacy are built in, like points on a map between which one can drive cleanly, staying on the wide highways, the well-lit roads.” - Helena Fitzgerald in ihrem Artikel „The Families We Choose”.

Laut der Autorin Helena Fitzgerald läuft dieser Unterschied auf einen einzigen Faktor hinaus: Freundschaften sind Beziehungen ohne Legitimitätsnachweise.

Read More
Gefahr sozialer Optionalität

Wir Menschen neigen von Natur aus dazu, andere sehr stark auf Basis unseres ersten Eindrucks zu bewerten. Mit erstem Eindruck meine ich in diesem Kontext nicht nur die ersten 3 Minuten einer Bekanntschaft, sondern alle oberflächlichen Aspekte einer Person, die in einem kurzen Smalltalk bald zum Vorschein kommen.

„In different social situations, we have different degrees of social optionality — the ability to freely abandon one person/group for another.” – Taimur Abdaal in seinem Artikel „Against Social Optionality”.

Read More
Altlasten von Beziehungen

Im Zuge der Adoleszenz entwickeln wir Menschen nicht nur unsere eigene Persönlichkeit, auch unser soziales Umfeld entwickelt sich in dieser Lebensperiode entscheidend weiter. Viele Menschen legen in dieser Zeit den Grundstein für den sozialen Rahmen ihres weiteren Lebens – nicht zu Wenige finden beispielsweise ihre lebenslangen besten Freunde in dieser Phase.

Wir entwickeln in dieser Zeit aber auch unseren Charakter. Wir spielen verschiedene Rollen, leben einige Charakterzüge extremer aus und unterdrücken andere.

Read More
Soziale Beziehungen - Wissensredundanz

In einem perfekten Arbeitsmarkt bekommen die kompetentesten Bewerber die besten Positionen. In der Praxis ist dieser perfekte Arbeitsmarkt nicht viel mehr als eine nette Idee.

Wie der chilenische Ökonom César Hidalgo in seinem Buch „Why information grows.“ beschreibt, sind oft mehr als 50% aller Arbeitsplätze in einer Stadt oder einem Unternehmen auf soziale Beziehungen zurückzuführen.

Für soziale Beziehungen selbst spielen drei Faktoren eine entscheidende Rolle: soziale Zentren, soziale Ähnlichkeit und Homophilie.

Read More
Gespräche & das Risiko der Neuigkeit

Sprache und die Fähigkeit, über Dinge zu lernen, die wir selbst noch nie erlebt haben, sind zwei große evolutionäre Stärken von uns Menschen. Doch wir nutzen unsere Sprache nicht nur, um über neue Dinge zu lernen. In vielen Fällen ist die Konversation mit anderen Menschen ein rein sozialer Akt, der nicht auf Informationsaustausch abzielt, sondern vielmehr auf eine Stärkung der zwischenmenschlichen Beziehung. Die vom US-amerikanischen Psychologen Daniel Gilbert geprägte Metapher des Gespräches als Tanz beschreibt den wahren Hintergrund unserer Interaktionen wohl am besten.

Aber natürlich ist es vorteilhaft, wenn im Zuge dieses Tanzes auch ein gewisser Informationsaustausch stattfindet. Es ist doch viel spannender und angenehmer, eine neue Geschichte zu hören und über etwas Fremdes zu erfahren, anstatt immer wieder über gleiche Erfahrungen und viel zu oft erzählte Erlebnisse zu sprechen.

Das möchte man vermuten. Wie Daniel Gilbert und Kollegen in ihrem Paper „The novelty penalty: why do people like talking about new experiences but hearing about old ones?” anhand von 4 Studien beweisen ist dem aber nicht so. Die meisten Erzähler gehen davon aus, dass Geschichten, die den Zuhörern noch nicht bekannt sind, für letztere interessanter sind. Auch die Zuhörer nehmen in der Regel an, dass sie Erzählungen über etwas Neues spannender finden als Erzählungen über etwas bereits Bekanntes. Wir tragen also alle die Annahme mit uns herum, dass in Gesprächen eine Art Neuartigkeitsbonus von den Zuhörern vergeben wird.

Read More
Indirektheit - Beziehungen & Ironie

Methoden wie Meditation oder Ironie erlauben dem Menschen eine distanzierte Sichtweise zu sich selbst und der Welt einzunehmen. Sie erlauben eine gewisse Distanz zum Konkreten, zum Fassbaren. Dadurch werden diese Methoden zu wichtigen Werkzeugen der Erkenntnisfindung. Nun zeichnen sich wertvolle Beziehungen dadurch aus, dass sie eine gewisse Distanz zum Konkreten, zum Tausch, schaffen.

Vielleicht ist also ein Leben mit derartigen wertvollen Beziehungen, genau wie auch ein Leben mit Ironie und Humor, unter anderem deshalb erfüllter, weil solche Beziehungen einem einen neuen Blick auf die Dinge geben, weil sie zu mehr Erkenntnis führen.

Read More