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Leidenschaftsfilter – geringes Einkommen

Rein wirtschaftstheoretisch betrachtet ist die Sache klar: Wer gute Mitarbeiter will, muss ordentlich in die Taschen greifen. Nur wenn das eigene Angebot attraktiv ist, wird man auf dem Arbeitsmarkt auf eine zufriedenstellende Nachfrage treffen.

Allerdings wird in dieser rein wirtschaftlichen Betrachtung ein Faktor übersehen: die Leidenschaft.

Nehmen wir als Beispiel den Sozialbereich in wirtschaftlich schlecht entwickelten Ländern.

Gerade in wirtschaftlich schwachen Staaten ist der Verdienst in diesem Bereich oft so niedrig, dass man davon nicht problemlos leben kann. Oft müssen Sozialarbeiter einen weiteren Nebenjob annehmen, um über die Runden zu kommen.

Wer entscheidet sich in solchen Ländern aber dennoch, in diesen Bereich einzusteigen?

Menschen mit Leidenschaft. Menschen, die ihrem Job mehr abgewinnen als nur dem Verdienst.

Natürlich würde man sie nicht verlieren, wenn man mehr bezahlt. Umgekehrt bekommt man bei einem höheren Gehalt aber mehr Bewerber, die nur auf das Geld fokussiert sind.

Bis zu einem gewissen Maß ist ein geringes Einkommen also eine Art Qualitätsfilter – ein Filter für jene Menschen, denen die Aufgabe mehr bedeutet als die Remuneration.

Diese Logik lässt sich beispielsweise auf die Berufsgruppe der Richter übertragen.

Wenn Richter sehr wenig Geld verdienen, sind sie tendenziell anfälliger für Bestechungsgelder – da sie das Geld dringend benötigen.

Wenn Richter aber enorm viel Geld verdienen, gibt es wahrscheinlich viele Vertreter, die den Job vor allem wegen des Geldes ausüben. So ein Richter ist nun abermals anfällig für Bestechungen, da ihm das Geld wichtiger ist als irgendwelche moralischen Werte.