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Nationalismus und Machtsucht

Für George Orwell zeichnen sich Nationalisten dadurch aus, dass sie immer nach dem Triumph der eigenen Gruppe streben – diesem Triumph ordnen sie alles unter, sogar ihre moralischen Grundwerte.[i]

Ist Nationalismus in Orwells Augen also nicht viel mehr als eine krankhafte Siegessucht?

Nein. Der Nationalist richtet seine Fahne nicht einfach nach dem Wind des Sieges. Er wählt also nicht unbedingt die siegesreichste Gruppe aus und er verlässt sie auch nicht im Fall einer Niederlage.

„Nationalism is power hunger tempered by self-deception.” - George Orwell in seinem Essay „Notes on Nationalism“.

Der Nationalist ist vielmehr ein Meister der Selbsttäuschung. Er richtet sich die Realität so zurecht, dass alle Fakten die Überlegenheit seiner eigenen Gruppe bestätigen. Er verkörpert den Confirmation-Bias auf Steroiden.

Moralische Schandtaten sind in Ordnung, wenn sie der eigenen Einheit helfen. Was der eigenen Gruppe hilft, ist wahr, was ihr schadet, ist falsch.

Daraus geht abermals hervor, dass Nationalismus aus Orwells Sicht vor allem eine bestimmte Denkweise ist. Nationalismus gibt es für ihn auch als rein intellektuelles Phänomen – wer alle Fakten durch den Polarisationsfilter des eigenen Erfolges betrachtet ist auf dem besten Weg zum Nationalisten.

Zum Weiterlesen:

Orwell, George: Notes on Nationalism. o.O.: 2018. [ii]

 [i] In meinem Artikel „Nationalismus und Patriotismus“ erläutere ich seine Definition etwas ausführlicher.

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