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Unsichtbare Konsequenzen & Strafregister

Bereits im 19. Jahrhundert hat der französische Ökonom Frederic Bastiat in seinem einflussreichen Essay „That which is seen, and that which is not seen.“ dargelegt, wie viele politische Eingriffe auf den ersten Blick sehr sinnvoll wirken, bei näherer Betrachtung aber enorme unsichtbare Konsequenzen aufweisen.

Ein besonders brisantes Beispiel für so einen Fall liefern die US-amerikanischen Ökonomen Jennifer Doleac und Benjamin Hansen in ihrem Paper „The unintended consequences of „ban the box“: Statistical discrimination and employment outcomes when criminal histories are hidden“.

Der Begriff „ban the box“ (BTB) entstammt der Feststellung, dass viele Arbeitgeber im Anstellungsprozess Bewerber mit einer kriminellen Vorgeschichte sofort ausschließen. Die Idee von BTB ist, diese Kategorie einfach aus dem Bewerbungsprozess zu verbannen, indem man den Arbeitgebern keinen Zugang zur Kriminalitätsgeschichte der Bewerber gibt.

In ihrer Studie haben die beiden Wissenschaftler verschiedenste US-amerikanische Regionen analysiert, in denen BTB-Maßnahmen eingeführt wurden. Im Vergleich zu Staaten, die diese Maßnahmen nicht eingeführt haben, konnten sie die Effekte von BTB beobachten.

Das Ergebnis: Für junge Männer (25-34 Jahre) mit schwarzer Hautfarbe reduzierte sich die Wahrscheinlichkeit einen Job zu bekommen um 5.1% und für junge Männer mit hispanischem Familienhintergrund um 2.9%.

Das Problem: Mit BTB werden Symptome, aber keine Ursachen behandelt. Arbeitgeber haben grundsätzlich eine gewisse Angst vor dem Anstellen von Arbeitern mit einer kriminellen Vorgeschichte.  Nur weil man ihnen keinen Einblick in die Strafregister gibt, löst sich diese Angst nicht plötzlich in Luft auf. Was machen die Arbeitgeber also? Sie versuchen selbst abzuschätzen, ob jemand früher ein Krimineller war. Bei so einer Abschätzung spielen Vorurteile natürlich eine entscheidende Rolle und so kommt es zur Diskriminierung.

Hiermit liefert BTB ein perfektes Beispiel für eine Maßnahme, die sich auf den ersten Blick gut anhört, auf den zweiten und dritten Blick aber den Betroffenen schadet.

Zum Weiterlesen und Weiterhören:

https://www.econtalk.org/jennifer-doleac-on-crime/

http://jenniferdoleac.com/wp-content/uploads/2015/03/Doleac_Hansen_BanTheBox.pdf

https://www.gutenberg.org/files/15962/15962-h/15962-h.htm#e2