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Die positiven Ursachen unserer Probleme

Wenn ein Problem sich in unserer Gesellschaft breit macht, wie beispielsweise die starke Polarisierung des politischen Klimas, begeben wir uns auf die Suche nach den Ursachen. Wir stellen die Frage, wieso dieses Problem auftritt und welche negativen Entwicklungen ihm zu Grunde liegen.

Wie der erfolgreiche Blogger Tim Urban kürzlich in einem Podcast-Gespräch mit Ezra Klein betont hat, sollten wir allerdings viel öfter die Frage stellen, wieso es dieses Problem in der Vergangenheit nicht gab.

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Filterblasen – ein Ablenkungsmanöver

„Jeder weiß, dass die Algorithmen von Facebook, Twitter und You-Tube zur Teilung der Gesellschaft führen und damit die Demokratie gefährden. Was kann man also tun, um die Filterblasen zu bekämpfen?“ – der Konsens.

Gar nichts, denn was es nicht gibt, kann man nicht bekämpfen. Die aktuelle Studienlage deutet stark darauf hin, dass Filterblasen - in der Form einer privaten Nachrichtenkammer, in welche nur mehr Nachrichten gefiltert werden, die die eigene Meinung bestätigen und damit jegliche Diversität ausblenden – gar nicht existieren.

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Streaming Krieg – Wunderwaffe Punkteprogramm?

Wenn es aktuell eine spannende Branche an der Schnittstelle zwischen traditionellen und digitalen Medienangeboten gibt, dann ist es die Streaming Branche. In den USA spricht man seit einiger Zeit schon nur mehr von einem Streaming Krieg, der zwischen Netflix, Hulu, Disney, Amazon und wie sie sonst noch alle heißen, entbrannt ist.

Sowohl das Marktforschungsunternehmen Nielsen als auch die Beratungsfirma PwC haben kürzlich Berichte herausgebracht, im Zuge derer sie das US-amerikanische Konsumverhalten in Bezug auf Online-Streaming analysiert und sich mit den Zukunftsperspektiven der Branche auseinandergesetzt haben.

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Pars pro toto & künstliche Intelligenz

Der gesellschaftliche Diskurs rund um die künstliche Intelligenz beschränkt sich, getrieben von Science-Fiction-Filmen und Büchern wie denen von Yuval Noah Harari, auf zwei Narrative. Das erste Narrativ beschreibt eine Menschheit, die von der künstlichen Intelligenz überrannt, kontrolliert und tyrannisiert wird. Das zweite Narrativ behandelt das Thema der Arbeitsplätze, die durch künstliche Intelligenz wegfallen.

Wenn man dann immer wieder Berichte von nahezu perfekt selbstfahrenden Autos, Algorithmen, die Röntgenbilder besser als Ärzte interpretieren oder Songs im Stile von Bach oder Mozart komponieren können, hört, scheinen beide Narrative kurz vor ihrer Erfüllung zu stehen.

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Fundamentalismus der Messungen

Die Folgen? Optimiert wird nach dem Faktor, den man messen kann, also der Volatilität. Dass eine Reduktion der Volatilität aber nicht automatisch eine Reduktion des Risikos bedeutet, wird nicht beachtet. Eigentlich ist es ja auch egal. Die Zahlen sagen die Wahrheit und wenn die Zahlen Volatilität messen, dann muss man auch die Volatilität optimieren.

Das Muster zeigt sich nicht nur bei der Volatilität, sondern auch bei vielen anderen Phänomenen, vor allem wenn es um Wirtschaft oder Soziologie geht. Als Maßstab für den Wohlstand dient so das BIP, der HDI messt die Entwicklung eines Landes. Kein solcher Maßstab kann die Komplexität der zugrundeliegenden Zusammenhänge so gut beschreiben, dass eine Verbesserung des Maßstabes automatisch zu einer Verbesserung der zugrundeliegenden Tatsache führt.

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Mathematiker und Künstler – ein Erbstreit

Der Unterschied zwischen einem Mathematiker und einem Künstler beziehungsweise Lyriker liegt darin, dass der Mathematiker die Idee selbst produziert, während Künstler und Poeten nur Abbilder von Ideen kreieren. In vielen Fällen sind die Ideen in Kunstwerken und literarischen Werken eher oberflächlich, die besten Kunstwerke verkörpern mit Sicherheit auch tiefere Ideen, doch die Idee an sich wird selten als Kunstwerk geboren.

Kunst und Literatur bestehen also aus dem Erscheinungsbild einer Idee, während die Mathematik die Idee an sich zum Gegenstand hat. Das macht die Mathematik permanenter, dafür spiegelt sich im Erscheinungsbild immer auch der Künstler wieder, sein Erbe ist also weniger permanent dafür aber intensiver.

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Absolute Moral & Fakultative Einhaltung

Aus evolutionärer Sicht hätten wir im Sinne der ersten Erklärung die Moral aber schon lange aufgegeben. Was dem Eigeninteresse schadet, kann sich evolutionär nicht durchsetzen. Im Sinne der zweiten Erklärung würden sich auf lange Sicht die langfristig orientierten Individuen durchsetzen, was zu einem absoluten Verständnis von Moral und auch einer absoluten Einhaltung der moralische Vorschriften führen würde.

Diese beiden Erklärungen halten einer genauen Überprüfung also nicht stand. Wie kann man nun aber aus evolutionärer Sicht die absoluten Moralvorstellungen gepaart mit einer sehr volatilen Einhaltung der moralischen Regeln erklären?

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Chamäleons – die Filtervermeider

Ob ein Modell sinnvoll ist oder nicht, hängt nicht nur vom Modell selbst ab, sondern vor allem auch von der Perspektive. Es kommt ganz darauf an, welchen Zweck ein Modell erfüllen soll.

Problematisch wird es, wenn ein ursprünglich normatives Modell und dessen rein theoretische Ergebnisse, präskriptiv oder deskriptiv verwendet werden, ohne dass man die Annahmen des Modells einer strengen Kontrolle unterzieht. Solche Chamäleons können drastische Konsequenzen haben.

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Unnötiges Wissen als Kapazitätsreserve

Es gibt viele Arten von Wissen, die als unnötig betrachtet werden. Genaue Jahreszahlen könne man im Internet suchen, viele mathematische Theoreme hätten keine praktische Relevanz und ein genaues Wissen über die chemischen Reaktionen, die im menschlichen Körper stattfinden, seien mehr als überflüssig.

Ohne auf diese Diskussion im vollen Umfang einzugehen, was zumindest einen Essay wie den von G. H. Hardy beanspruchen würde, werde ich in diesem kurzen Artikel nur einen Blickwinkel auf dieses Wissen werfen, das oft als unnötig erachtet wird. Den Blickwinkel der Kapazitätsreserve.

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Mut zum Ungefähr

Doch das Problem, dass wir nur die Fakten oder im besten Fall spezifische Regeln und Gesetze lernen, ist nicht nur auf die Struktur unseres Denkapparats zurückzuführen. Abstrakt denken ist immer unangenehmer und anstrengender, als spezifische Regeln zu lernen oder ganz klare Fakten.

Unsere natürliche Tendenz der Faulheit führt uns dazu, dass wir uns tendenziell eher keine Gedanken um Metaregeln oder abstrakte Zusammenhänge machen. Auch evolutionär war es nie wichtig, die großen Zusammenhänge zu verstehen, wenn ein Raubtier kommt dann läuft man weg und wenn man Hunger hat jagt man – mit sehr spezifischen Regeln konnte man immer gut überleben.

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Als-Ob-Modelle

Jedem ist klar, dass der professionelle Billard-Spieler sich keine Gedanken um physikalische Zusammenhänge macht, wenn er seine Stöße durchführt. Allerdings kann man sein Verhalten und das Verhalten des Balles perfekt mit physikalischen Modellen erklären. Diese Modelle sind also zur Beschreibung des Verhaltens des Spielers geeignet, auch wenn er die Rechnungen nicht tatsächlich anstellt, sondern nur so tut als ob.

Einige Ökonomen, allen voran Milton Friedman, haben nun versucht dieses Als-Ob-Argument auf die Wirtschaftswissenschaften zu übertragen.

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Fiktive Vergleiche

Die kategorische Ablehnung von Atomkraft, die Verteuflung des Kapitalismus und die Verurteilung der Filterblasen in der digitalen Medienlandschaft haben eines gemeinsam - ihnen liegt der fiktive Vergleich zu Grunde.

Der fiktive Vergleich wird vor allem von den Menschen verwendet, die sich selbst als besonders kritisch ansehen, die alles hinterfragen, also leider auch von vielen Journalisten und Meinungsmachern. Denn man fällt dem Phänomen des fiktiven Vergleiches sehr leicht zum Opfer, immer dann nämlich, wenn man sich nur auf die Probleme eines gewissen Themas fokussiert.

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Mathematik – von Formeln zu Kunst

Mathematik wird seit Jahrzehnten auf eine sehr symbolzentrierte und technische Art und Weise unterrichtet. In den letzten Jahren begann man den technischen Aspekten, also dem sturen Rechnen und Lösen von Formeln weniger Aufmerksamkeit zu schenken, dafür verwendet man Computer und Taschenrechner. Etwas mehr Aufmerksamkeit wird seitdem auf ein oberflächliches Verständnis der Konzepte gelegt, man soll Dinge interpretieren, teilweise sogar erklären können.

Was ausbleibt ist die Faszination. Einige glückliche erwischen den richtigen Mathelehrer oder entwickeln durch Zufall ein Interesse an diesem Fach, in der Breite der Gesellschaft hinterlässt die Mathematik nach der Schulzeit aber einen bitteren Nachgeschmack.

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Das uninteressanteste Interessante

Diesen Donnerstag hat die US-amerikanische Astronautin Christina Koch erstmals nach 328 Tagen im Weltraum die Erdoberfläche betreten. Für was sie bekannt werden wird? Mit Sicherheit für den ersten rein weiblichen Raumspaziergang, den sie und Jessica Mair im Oktober letzten Jahres absolvierten. Für einige Zeit wird sie auch aufgrund ihres Weltraumaufenthaltes von 328 Tagen in Erinnerung bleiben – dem längsten, den eine Frau bisher absolviert hat. Für ihre Forschung wird sie hingegen nicht in die Geschichtsbücher eingehen, obwohl diese eigentlich viel interessanter sind.

Das uninteressanteste Interessante.

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Distanz – Zeit und Botschafter

Distanz zu den Dingen ist für wirkliche Erkenntnis unumgänglich, das wissen Philosophen und andere Denker schon seit Hunderten von Jahren. Um eine Sache, ein Verhalten oder eine Idee wirklich gut analysieren, studieren und begreifen zu können, braucht es eine gewisse Distanz zum Objekt der Erkenntnis.

Die Frage danach, wie so eine Distanz zu erreichen ist, lässt sich ganz unterschiedlich beantworten. Ironie, Meditation oder gar Beziehungen können hilfreiche Werkzeuge bei der Herstellung von Distanz sein.

Die professionelle Poker Spielerin Annie Duke beschreibt in ihrem Buch „Thinking in bets. Making smarter decisions when you don’t have all the facts.“ zwei weitere praktikable Werkzeuge zur erkenntnisgetriebenen Distanzierung.

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Physik & die Macht der Minderheiten

Auf den ersten Blick wirkt es absurd, die Physik zur Modellierung sozialer Phänomenen zu verwenden. Allerdings ist die Physik sehr gut darin, von einzelnen Partikeln auf größere dynamische Prozesse zu schließen, also statistische Mechanismen zu analysieren. Auch modelliert man in der Physik schon lange Phasenübergänge (beispielsweise von fest auf flüssig) und hat sehr gute Modelle, um diese Phasenübergänge in Abhängigkeit von diversen Faktoren zu beschreiben.

Genau mit solchen Phasenübergängen und dem Rückschließen von einzelnen Akteuren auf große Zusammenhänge beschäftigt sich die Soziophysik. Man schließt von der Meinung und Geisteshaltung einzelner Gruppen auf das Verhalten der Gesamtwählerschaft. Man analysiert wie durch die Interaktion weniger Wähler untereinander massive Bewegungen im gesamten Wählerverhalten entstehen.

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Wahrscheinlichkeit als Wahrheit

Wir denken in absoluten Kategorien. Entweder ganz oder gar nicht, entweder wahr oder falsch, entweder schwarz oder weiß.

Dass diese Darstellung der Realität nicht gerecht wird, wissen wir. Was kann man aber tun, um besser zu denken und damit auch besser zu handeln?

Anfangen in Wahrscheinlichkeiten zu denken. Nicht mehr denken, dass man etwas weiß, sondern denken, dass man etwas mit einer Wahrscheinlichkeit von x für richtig hält.

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Ironie des Fortschritts - 3 Aspekte

Eine Zeit des rasanten Fortschritts ist also vor allem durch weniger Zeit und Energie für Marketing geprägt und vice versa, wenn es mit dem Fortschritt eher schleppend vorangeht.

Alle diese drei Faktoren, und das war eine ziemlich zufällige Auswahl, führen also zu einer verzerrten Wahrnehmung von Fortschritt. Es bleibt uns wieder mal nur eines: eine inhaltliche und faktenbasierte Auseinandersetzung mit den Themen, weil unser Gehirn uns sonst in die Irre denkt.

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Weg mit den Modellen? Nein!

In vielen Wissenschaften spielen Modelle eine große Rolle, vor allem die mathematischen spieltheoretischen Modelle stehen allerdings oft in der Kritik. Stehen in der Kritik weil sie, genau wie es James Edward Gordon im anfänglichen Zitat beschreibt, nicht alle Aspekte abbilden und die Realität niemals vollständig repräsentieren können.

Viele beachten dabei nicht, dass das Erstellen eines mathematischen Modells nicht bedeutet, dass man sich genau an dieses Modell halten muss. In vielen Fällen ist es vor allem der Prozess der Modelerstellung selbst, der einen großen Mehrwert schafft.

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Familienplanung und der Zölibat – ein evolutionärer Ansatz

Das Konzept des Zölibats, besonders populär im Katholizismus, scheint auf den ersten Blick vollkommen konträr zu jeder darwinistischen Logik von Fitness. Schließlich entscheidet sich ein fortpflanzungsfähiges Individuum dazu, sich nicht fortzupflanzen.

Bret Weinstein weist allerdings auf die Möglichkeit hin, dass der Zölibat ein evolutionärer Mechanismus ist, der auf dem Level des eigenen Stammes aktiv wird.

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