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Ungefährlich gefährliche Denker

Das Konzept der Tenure beziehungsweise Lebenszeitprofessur gilt als eine der wichtigsten Säulen zum Erhalt der akademischen Freiheit. Die Lebenszeitprofessur soll unseren besten akademischen Denkern die Chance geben, sich kritisch zu äußern, ohne sich Angst um ihre zukünftige Karriere machen zu müssen.

„If you over vet and you make sure that the people who get academic freedom are the people you can trust, never to need it, then all of these things do not work.” – Eric Weinstein in Episode 49 von Into the Impossible.

Eric Weinstein weist aber darauf hin, dass die Lebenszeitprofessur allein noch nichts zur akademischen Freiheit beiträgt. Man kann den freien Raum der Lebenszeitprofessur nämlich ganz einfach beschränken, indem man nur unfreie Denker in den freien Raum eintreten lässt.

Indem man nur jenen Freiheit gibt, die sie ohnehin niemals nutzen werden, kann man nach außen einen freien Anschein vermitteln, ohne wirkliche Freiheit zu bieten.[i]

„The key issue is you need dangerous safe people. Dangerous by virtue of the fact that they could say everything that needs to be said, safe in that they are not going to abuse it to say things that should not and need not be said.” - Eric Weinstein in Episode 49 von Into the Impossible.

Laut Eric Weinstein braucht es für wirkliche akademische Freiheit ungefährlich gefährliche Denker in Tenure-Positionen. Solche Denker sind gefährlich in der Hinsicht, dass sie unpopuläre, nonkonforme und kritische Standpunkte vertreten. Sie sagen, was gesagt werden muss, auch wenn niemand es hören will.

Allerdings sind sie insofern ungefährlich, als sie nichts sagen, was nicht gesagt werden soll bzw. gesagt werden muss. Sie sind Querdenker aber keine Quertreiber.

Zum Weiterhören:

https://www.youtube.com/watch?v=ArrkaZBm-Bk

[i] Mein Artikel „Overton-Fenster und Scheindebatten“ setzt sich ebenfalls mit gespielter Freiheit auseinander.