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Fehlschluss der Prognosen - Variabilität

Prognosen, die die fernere Zukunft betreffen, sind gezwungenermaßen fehlerbehaftet. Die meisten Sachverhalte weisen eine zu hohe Komplexität auf, als dass man sie genau vorhersagen könnte.

Entsprechend liegen Finanzanalysten, Politikwissenschaftler und andere Experten mit ihren Vorhersagen immer wieder ziemlich weit daneben.

Diese Feststellung ist soweit nicht sonderlich hilfreich, da man sowieso nichts daran ändern kann. Immer wenn wir uns über die Zukunft Gedanken machen, liegen wir mit hoher Sicherheit falsch.

Vor ein paar Tagen habe ich einen Artikel zur Wahrscheinlichkeit von existenziellen Risiken verfasst. Bei dieser Thematik ist die Unsicherheit der Prognosen enorm. Die Unsicherheit ist so groß, dass die Wahrscheinlichkeit eines Fehlers in der Prognose mehr Rolle spielt als die Prognose selbst.

„The policies we need to make decisions on should depend far more on the range of possible outcomes than on the expected final number.” Nassim Taleb in seinem Buch “The Black Swan. The impact of the highly improbable”.

Nassim Taleb betont also, dass die Situation der existentiellen Risiken gar nicht so ungewöhnlich ist. Auch bei anderen Thematiken spielt die Bandbreite an möglichen Abweichungen von der Prognose eine viel wichtigere Rolle als die Prognose selbst.[i]

Wir tendieren dazu, uns sehr stark auf einen einzigen Prognosewert zu fokussieren. Dabei ist in vielen Fällen relevanter, was sich an den Extremen abspielt.

Nehmen wir das Beispiel der Aktienanalyse. Viele Analysten geben bei ihrer Einschätzung des jeweiligen Unternehmens keine oder nur sehr geringfügige Angaben über die Unsicherheit an. Dabei ist gerade für junge Unternehmen mit starkem Wachstum und viel Ungewissheit die Bandbreite nach unten und oben interessanter als irgendein erwarteter Mittelwert.

Noch stärker ausgeprägt ist dieses Problem in Bezug auf politische Eingriffe. Themen, die mit hoher Sicherheit einen Schaden anrichten, finden in der Regel sofortige politische Unterstützung.

Andere Themen schweben eher in einer Wolke der Unsicherheit. Die meisten Experten erachten sie als unwichtig. Solche Thematiken finden in der Regel wenig Rückhalt, selbst wenn sie bei unerwartetem Eintreten einen gravierenden Effekt hätten.

Zum Weiterlesen:

Taleb, Nassim Nicholas: The Black Swan. The Impact of the Highly Improbable. London: 2008. [ii]

 https://arxiv.org/ftp/arxiv/papers/0810/0810.5515.pdf

[i] Natürlich ist die Situation der existenziellen Risiken dahingehend außerordentlich, dass nicht die Bandbreite an Möglichkeiten und Abweichungen von der Prognose entscheidend ist, sondern die Rechen- und Denkfehler der Wissenschaftler.

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