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Perspektive des Spendens

Die Welt ist voll von dringlichen Problemen – reichend vom Klimawandel über Armut bis hin zu tödlichen Krankheiten. Das wirft natürlich die Frage auf, welche dieser Probleme man selbst in Angriff nehmen soll.

Soll ich mein Geld lieber in den Kampf gegen den Klimawandel investieren, oder für Menschen in absoluter Armut spenden?

Zur Beantwortung dieser Frage scheint es sehr naheliegend, die Wichtigkeit der verschiedenen Probleme abzuwägen. Man kann beispielsweise argumentieren, dass der Klimawandel wichtiger ist als irgendwelche tödlichen Krankheiten, weil der Klimawandel ausnahmslos alle Menschen betrifft.

Natürlich könnte man auch die Dringlichkeit abwägen. Den Klimawandel müssen wir möglichst bald unter Kontrolle bringen, in Bezug auf Armut herrscht kein derartiger Zeitdruck.

Allerdings sind sowohl die Wichtig- als auch die Dringlichkeit nicht die geeigneten Maßstäbe für den persönlichen Spendenfokus. Wie der Philosoph Peter Singer erläutert, soll man sich nicht fragen, was insgesamt am wichtigsten oder dringlichsten ist.

Die entscheidende Frage lautet: Wo habe ich mit meinen Mitteln den meisten Einfluss.

Natürlich kann man sein Geld in den Kampf gegen den Klimawandel stecken. Erstens tun das aber schon unzählige andere und zweitens ist unklar, wie erfolgreich die jeweiligen Maßnahmen überhaupt sein werden.

Wenn ich hingegen für den Malaria-Schutz in Entwicklungsländern spende, habe ich einen sehr direkten und konkreten Einfluss auf das Leben vieler Menschen.

Diese Fragestellung macht auch klar, dass die Perspektive des Spendens immer eine individuelle Perspektive ist. Für den einen mag es effizient sein, sich mit der eigenen Arbeitskraft bei einer wohltätigen Organisation zu engagieren. Ein anderer ist besser beraten, mit seiner Arbeitskraft möglichst viel Geld zu verdienen, um es im Nachhinein zu spenden.

Zum Weiterlesen:

Singer, Peter: The most good you can do. How effective altruism is changing ideas about living ethically. New Haven: 2015.