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Fehlende Fake-News

Unsere Medienlandschaft ist voll von gigantischen Problemen. Reichend von Filterblasen über die negativen Effekte des Mikrotargeting bis hin zu allgegenwärtigen Fake-News.

Mit Filterblasen und dem Mikrotargeting habe ich mich in der Vergangenheit bereits beschäftigt. Die Ergebnisse meiner beiden Artikel „Mikrotargeting - eine Phantasie“ und „Filterblasen – ein Ablenkungsmanöver“ waren allerdings recht ernüchternd.

Denn sowohl Mikrotargeting als auch Filterblasen stellen wissenschaftlich gesehen keine relevanten Problematiken dar. Das geht soweit, dass man ihre negativen Effekte empirisch nur schwerlich nachweisen kann.

Bleibt also noch die Thematik der Fake-News. Eine Thematik, mit der sich auch Jennifer Allen und Kollegen in ihrem Paper „Evaluating the fake news problem at the scale of the information ecosystem“ intensiv auseinandergesetzt haben.

Als Grundlage ihrer Untersuchung verwendeten die Wissenschaftler drei groß angelegte Studien in Bezug auf den Medien-Konsum der US-amerikanischen Bevölkerung.[i]

Ihre Ergebnisse sind erstmal nicht sonderlich erstaunlich: US-Amerikaner haben einen sehr hohen Medienkonsum – im Durchschnitt 460 Minuten pro Tag. [ii] Im Mittel konsumieren junge Menschen weitaus weniger Nachrichten als ältere Personen. Dazu kommt, dass ältere Amerikaner viel mehr Zeit vor dem TV verbringen, als ihre jüngeren Mitbürger.

Nun zu den Fake-News.

Von den 460 Minuten, die der Amerikaner täglich mit Medienkonsum verbringt, haben rund 400 Minuten rein gar nichts mit Nachrichten zu tun. Dieser Anteil schwankt je nach Bevölkerungsschicht, doch über alle Schichten hinweg macht der Nachrichtenkonsum nur einen Bruchteil des Medienkonsums aus.

Der Großteil des Nachrichtenkonsums läuft immer noch vor dem TV ab. Selbst die 18- bis 24-jährigen konsumieren fast doppelt so viele Nachrichten vor dem TV wie online – und das obwohl sie ansonsten mehr Zeit online als vor dem TV verbringen.

Und nun kommen wir zur erstaunlichsten Erkenntnis der Studie: Der Anteil von Fake-News am gesamten Nachrichtenkonsum beträgt über alle Altersgruppen hinweg weniger als 1%. Der Anteil von Fake-News am gesamten Medienkonsum beträgt entsprechend weniger als 0.2%.

Zwar gab es einige Personen, die mehr Fake-News als Mainstream-Nachrichten konsumierten – dabei handelt es sich aber um weniger als 1% der Bevölkerung.

Fake-News existieren, Fake-News sind ein Problem. Aber Fake-News sind im Großen und Ganzen ein recht kleines Problem, auf dessen Lösung wir wahrscheinlich nicht allzu viele Gehirnzellen verschwenden sollten.

Zum Weiterlesen:

https://advances.sciencemag.org/content/6/14/eaay3539

[i] Zum einen verwendeten sie eine Studie des Marktforschungsunternehmens Nielsen zum TV-Konsum der US-Amerikaner mit circa 100,000 Teilnehmern. Zum anderen eine repräsentative Studie von Comscore, die sich mit dem Online-Verhalten der US-Amerikaner beschäftigt. Zu guter Letzt verwendeten sie noch eine repräsentative Studie (circa 60,000 Teilnehmer) von Nielsen, die sich mit dem desktop-basierten Online-Verhalten der US-Amerikaner beschäftigt.

[ii] In ihrem Paper analysieren die Wissenschaftler Daten, die einen Zeitraum von 3 Jahren betreffen, reichend vom Januar 2016 bis zum Dezember 2018.