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Vorsorge für existenzielle Risiken

Existenzielle Risiken zählen zu den heikelsten Thematiken unserer Zeit. Heikel vor allem deshalb, weil sie im allgemeinen Bewusstsein nur wenig Rolle spielen, obwohl sie uns alle direkt betreffen.[i]

Für Philosophen wie Nick Bostrom ist diese Tatsache eines der besten Beispiele menschlicher Irrationalität. Denn im Grunde sollten wir einen signifikanten Anteil unserer Ressourcen darin investieren, existenzielle Risiken zu vermeiden – schließlich steht die gesamte Menschheit auf dem Spiel.

Auch effektive Altruisten müssen sich in Anbetracht dieser Überlegungen die Frage stellen, ob eine Spende für die Prävention existenzieller Risiken nicht um einiges effektiver ist als eine Spende für das Entwurmen oder Impfen von Kindern.

Doch neben der Tatsache, dass existenzielle Risiken nicht wirklich greifbar sind und daher nur schwerlich Spenderherzen begeistern, ist auch die Effektivität von Vorsorgemaßnahmen schwer einzuschätzen.

Man weiß weder, welche existenziellen Risiken die höchste Relevanz besitzen, noch hat man Informationen darüber, ob etwaige Vorsorgemaßnahmen wirklich effektiv sind.

Wie geht ein effektiver Altruist also im Optimalfall mit existenziellen Risiken um?

Der Philosoph Peter Singer empfiehlt, sich auf Win-Win-Situationen zu fokussieren. Wenn man sich beispielsweise für eine Konsumreduktion von tierischen Produkten einsetzt, kann man gleichzeitig das aktuelle Leid durch Massentierhaltung reduzieren und zum anderen die Emission von Treibhausgasen herunterschrauben.

Wenn man in eine Reduktion des Automobilverkehrs investiert, kann man gleichzeitig das Leid durch Verkehrsunfälle reduzieren und die Emission von Schadstoffen senken.

Zum Weiterlesen:

Singer, Peter: The most good you can do. How effective altruism is changing ideas about living ethically. New Haven: 2015.

[i] Existenzielle Risiken reichen von bedrohlichen Entwicklungen des Klimas über die Kollision mit einem gigantischen Asteroiden bis hin zu einer gefährlichen Form künstlicher Intelligenz.