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Genie - Produktivität, Kreativität, Abilität

“Difference between genius and insanity is measured only by success.” – Cedric Villani in seinem Vortrag “The beautiful minds”

Mit Sicherheit besteht der Unterschied zwischen dem Verrückten und dem Genie nicht nur im Erfolg. Dennoch ist das Genie dem verrückten Menschen oft näher als dem intelligenten.

Denn Intelligenz allein reicht nicht aus, um ein Genie zu werden. Ein Genie liefert Außerordentliches. Dinge, zu denen andere Menschen niemals in der Lage wären. Natürlich kann der Normalsterbliche auch nicht dieselben Leistungen erbringen wie ein Hochbegabter, doch hier gibt es einen entscheidenden Unterschied.

Der polnische Mathematiker Mark Kac differenziert an dieser Stelle zwischen dem gewöhnlichen Genie – also einer überdurchschnittlich intelligenten Person – und dem wirklichen Genie. Wenn ein Normalsterblicher 10 oder hundert Mal schlauer wäre, dann könnte er das Level des Hochbegabten erreichen. Dieser macht die Dinge schneller, ist technisch versierter oder weiß mehr.

Doch das wirkliche Genie spielt auf einer ganz anderen Ebene. Das wirkliche Genie kombiniert und kreiert in einer Art und Weise, die uns vollkommen fremd ist. Seine Fähigkeiten sind nicht einfach nur eine verstärkte Form des Üblichen, sie sind etwas Grundverschiedenes.

Allerdings ist die Verschiedenartigkeit allein kein Wert. In der Kurzgeschichte „The Library of Babel“ berichtet der argentinische Autor Jorge Luis Borges von einer imaginären Bibliothek, die alle Bücher, die jemals geschrieben werden und jemals geschrieben wurden, umfasst.

Wie das? Indem die Bibliothek jedes Buch mit jeder möglichen Kombination aller Wörter, ja, mit jeder möglichen Kombination aller Buchsstaben enthält. Rein durch Zufall ist also manchmal ein Meisterwerk dabei.

Doch Genies sind nicht einfach Menschen, die zufällige Kombinationen ausprobieren, an die sonst niemand denkt. Die Kreativität des Genies hat durchaus eine Richtung, allerdings eine ganz andere als die des Normaldenkenden. Es gibt einige Faktoren, die geniale Kreativität auszeichnen, wie Arthur Jensen in seinem Artikel „Giftedness and Genius. Crucial Differences.“ beschreibt.

Zum einen hat das Genie einen sehr starken Ideenfluss, ist also in der Lage, eine breite Bandbreite an relevanten Ideen zusammenzubringen. Auch der Horizont der Relevanz ist beim Genie sehr hoch. Der geniale Mensch bringt also Dinge in Verbindung, die sonst vollkommen unabhängig wirken. Zu guter Letzt ist das Genie bereit, Fehler zu machen. Wer radikale neue Ideen entwickeln will, muss die eigenen Kritikmechanismen für eine gewisse Zeit abschalten.

Wer gleich daran denkt, was möglich oder machbar ist, hat im Grunde schon verloren.

Und noch etwas zeichnet laut Arthur Jensen das Genie aus: die Produktivität. An diesen Faktor denkt man viel weniger als an Intelligenz oder Kreativität. Doch die meisten Genies zeichnen sich durch eine sehr hohe Produktionskapazität aus.

Denn wer bereit ist, Fehler zu machen, wird auch in vielen Bereichen falsch liegen. Und tatsächlich haben die meisten Genies eine recht große Bandbreite an Arbeiten und Ideen, die es niemals zu viel bringen. Der starke innere Antrieb, zu arbeiten, ist genauso Bestandteil des Genies wie die Kreativität und Intelligenz.

Genau diese drei Faktoren machen das Genie schließlich zu so einer Seltenheit. Denn nur zu oft, fehlt den Kreativen die nötige Disziplin, den Intelligenten der Antrieb und Fokus und den Produktiven die Fähigkeit, sich außerhalb des üblichen Gedankenraums zu bewegen.

Zum Weiterlesen und Weiterhören:

https://www.gwern.net/docs/iq/1996-jensen.pdf

https://sites.evergreen.edu/politicalshakespeares/wp-content/uploads/sites/226/2015/12/Borges-The-Library-of-Babel.pdf

https://www.youtube.com/watch?v=h4jVZatICAo