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Freundschaft

Der Sinn des Lebens und der Wert von Freundschaft haben viel gemein. Denn Freundschaft ist ein essentieller Bestandteil des sinnvollen Lebens.[1] Und sowohl der Lebenssinn als auch der Freundschaftswert sind schwer zu definieren.

Dieser Definitionsschwierigkeit liegt in beiden Fällen der gleiche Fehler zu Grunde: Wir stellen die Frage nach dem Sinn und erwarten eine Antwort vom Leben. Wir stellen die Frage nach dem Wert und erwarten einer Antwort von der Freundschaft.

„Zünftig philosophisch gesprochen könnte man sagen, dass es hier also um eine Art kopernikanische Wende geht, so zwar, dass wir nicht mehr einfach nach dem Sinn des Lebens fragen, sondern dass wir uns selbst als die Befragten erleben, als diejenigen, an die das Leben täglich und stündlich Fragen stellt – Fragen, die wir zu beantworten haben, indem wir nicht durch ein Grübeln oder Reden, sondern nur durch ein Handeln, ein richtiges Verhalten, die rechte Antwort geben.“ – Viktor Frankl.[2]

Diese Umkehrung von einem passiven Empfangen zu einem aktiven Gestalten des Lebenssinns kann auf den Wert von Freundschaften übertragen werden.

Freundschaft ist nicht deshalb wertvoll, weil sie uns Vorteile verschafft – ansonsten würden wir jede Freundschaft in Anbetracht von Krisen oder Schwierigkeiten beenden.

Freundschaft ist aber auch nicht an sich wertvoll. Freundschaft hat keinen intrinsischen Wert.[3]

Die Beziehung an sich ist nicht wertvoll. Sonst könnte man den Wert von Freundschaft ganz einfach erhöhen, indem man die Anzahl der eigenen Freundschaften maximiert.

Freundschaft wird wertvoll, indem man sie lebt. Und der Wert kommt daher, dass wir durch unsere freundschaftlichen Handlungen eine Haltung gegenüber der anderen Person ausdrücken. Und indem wir diese Haltung ausleben, leben wir auch Werte wie Vertrauen, Großzügigkeit oder Neugier aus – und genau das Ausleben dieser Haltung ist das wertvolle an Freundschaft.[4]

Mit der proaktiven Betrachtung des Lebenssinns erklärt Frankl, wie man selbst im Konzentrationslager unter unmenschlichsten Umständen Sinn im Leben finden kann. Man findet diesen Sinn, indem man sinnvoll auf die Grausamkeiten, die einem zugetragen werden, reagiert.

Im selben Zug erklärt die proaktive Betrachtung des Freundschaftswerts, weshalb die stärksten Freundschaften oft aus den heftigsten Krisen resultieren.[5]

Krisen bieten die Chance, die Haltung zur anderen Person auf eine ganz besondere Art und Weise auszudrücken. Wenn ich selbst Leid in Kauf nehmen muss, um der anderen Person zu helfen, wiegt meine Hilfe umso stärker.

Wahrhaftige Freundschaft

Dass wirkliche Freundschaft sehr stark mit dem Ausleben von Werten verbunden ist, hat bereits Aristoteles betont. Im Gegensatz zur Nutzen- und Lustfreundschaft, geht es bei der wirklichen Freundschaft des Guten (Philia) um die Person an sich, beziehungsweise um das Gute in dieser Person.[6]

Das Gute ist Teil des Freundes. Insofern ist der Fokus auf das Gute kein externer Fokus, sondern ein Fokus auf den Freund an sich.[7] Der Freund ist aber nicht nur das Gute. Und während man dem Guten gegenüber gewisse Wertehaltungen zum Ausdruck bringen soll, trifft das für das Schlechte im Freund nicht unbedingt zu.[8]

Der Sinn von Freundschaft liegt also nicht darin, meinem Freund beim Steuerhinterziehen oder anderen immoralischen Taten zu helfen. Zwar würde ich damit eine Haltung der Loyalität und Hilfsbereitschaft zum Ausdruck bringen – diese Haltung würde sich aber nicht auf das Gute, sondern auf das Schlechte in meinem Freund beziehen. Insofern würde diese Haltung auch nicht positiv auf den Wert der Beziehung einzahlen.

Ganz im Gegenteil. Die immoralische Handlung meines Freundes – selbst wenn sie oberflächlich nichts mit mir zu tun hat – beeinflusst unsere Beziehung negativ. Denn wirkliche Freundschaft ist eine gemeinsame Praxis – eine gemeinsame Praxis auf dem Weg zum Guten.[9] Durch schlechte Handlungen bricht der Freund mit dieser Praxis.

Das zeigt auch schon, dass wirkliche Freundschaft durchaus mit einer gewissen Erwartung verbunden sein kann – vielleicht sogar muss. Die Erwartung nämlich, dass der Freund sich positiv entwickelt, zumindest um diese Entwicklung bemüht ist. Die Aufgabe des Freundes besteht dann aus zwei Aspekten:

  1. Man geht den Weg der Entwicklung mit dem Freund gemeinsam. In schwierigen Phasen unterstützt man sich, in erfolgreichen Phasen feiert man. Dadurch ist der Freund eine essentielle Stütze auf dem Weg zum Guten.[10]

  2. Der Freund dient als Spiegel auf dem eigenen Weg. Er hilft zu reflektieren, ob man denn auch wirklich in die richtige Richtung spaziert.[11]

Szenie

Wenn wahrhaftige Freundschaften einen ganzen Freundeskreis formen, entsteht eine Szenie – ein gemeinsames Genie.[12]

Ein Freundeskreis, der mit vereinten Kräften nach dem Guten im Leben jedes Freundes strebt, kann Unglaubliches erreichen.

Derartige Freundeskreise sind äußerst selten. Nicht, weil sie schwer zu erschaffen sind. Sondern, weil sie sich selten von allein entwickeln. Mit etwas Proaktivität ist es aber durchaus möglich, einen Freundeskreis der wahrhaftigen Freundschaften ins Leben zu rufen.

Beispielsweise hat Benjamin Franklin 1727 den sogenannten Junto Club gegründet.[13] 12 Mitglieder diskutierten Woche für Woche über Gedanken zur Moral, Politik und Philosophie. Basierend auf dieser Idee haben Valentin Perez und Cliff Weitzman vor wenigen Jahren eine Junto-Gruppe an der Brown University in den USA gestartet.[14] Und trotz des geplanten und strukturierten Umfeldes, haben sich in dieser Gruppe intensive Freundschaften entwickelt.

Tiefe Bindung

„Was, wenn die Freundschaft des Guten die unpersönlichste Art der Freundschaft ist?“ – Eintrag in meinem Journal vom 21. Januar 2021.

Diese Konzeption der wahrhaftigen Freundschaft wirkt enorm unpersönlich. Ein guter Therapeut könnte das Gleiche leisten. Dieser Gedanke ist mir während dem Schreiben dieses Artikels immer wieder gekommen. Doch er ist falsch.

Denn die persönliche Beziehung zu unseren Freunden eröffnet ganz exklusive Wege des moralischen Wachstums. Natürlich kann ich auch in der Arbeit mit einem Therapeut wachsen. Doch der Therapeut kann niemals die Offenheit und Vertrautheit einer wahrhaftigen Freundschaft kreieren. Schon allein deshalb nicht, weil Freundschaft auf Gegenseitigkeit beruht.

Freundschaft ist nicht ein Ort für die gemeinsame Entwicklung zum Guten. Es ist der beste Ort für diese Entwicklung.[15] Und es ist ein exklusiver Ort.

Zum einen hat das einen historischen Grund. Die enge Beziehung entwickelt sich über Jahre der gemeinsamen Freundschaftspraxis. Man entwickelt eine gemeinsame Geschichte, lernt sich auf einer tiefen Ebene kennen. So eine Beziehung kann man nur mit einer begrenzten Anzahl an Menschen haben.[16]

Dieser historische Aspekt erklärt auch, wieso Freundschaft so persönlich ist. Ich kann meinen Freund nie durch eine andere Person ersetzen – selbst wenn diese Person die exakt selben Eigenschaften und Fähigkeiten hat. Der anderen Person fehlt nämlich immer ein Aspekt: Die gemeinsame Geschichte, die ich mit meinem Freund teile.[17] Der Freund ist also einzigartig, weil er mein Freund ist. Oder, frei nach Pablo Neruda, „You are like nobody since I love you.”[18]

Zum anderen verlangt wirkliche Freundschaft das Öffnen des eigenen Innenlebens. [19] Man fährt Schutzmechanismen herunter und zeigt sich der anderen Person, wie man wirklich ist. So eine Öffnung ist mit dem Risiko von Schmerz verbunden.[20] Dieses Risiko können wir nur mit wenigen Menschen in unserem Leben eingehen – unseren wirklichen Freunden. Dadurch bleibt der Kreis an wirklichen Freunden immer stark beschränkt. Freundschaft ist exklusiv.[21]

Kurzer Exkurs zur Liebe: Diese intime Öffnung ist nicht nur ein essentieller Aspekt von Freundschaft, sondern auch ein notwendiger Bestandteil von Liebe. In gewisser Weise ist Liebe von tiefgründiger Freundschaft schwer zu trennen. Ich glaube aber, es gibt eine ganz entscheidende Differenz: Liebe braucht ein weitaus höheres Maß an Nähe als Freundschaft. Nicht nur körperliche Nähe, auch zeitliche und räumliche Nähe. Unzählige Male habe ich Geschichten von Freunden gehört, die 10 Jahre nichts voneinander sehen oder hören, nach 5 Minuten aber wieder dort weiterreden, wo sie vor 10 Jahren aufgehört haben. Geschichten von Liebespaaren, die sich 10 Jahre nicht gesehen haben, nach 5 Minuten aber wieder dort weiterreden, wo sie vor 10 Jahren aufgehört haben, sind eher selten.

Verpflichtung

Freundschaft bedeutet Offenheit und Vertrauen. Sie bedeutet aber auch Verantwortung. Ja, wir entscheiden uns freiwillig für die Beziehung zu unseren Freunden. Das heißt aber nicht, dass alles in der Beziehung vollkommen freiwillig ist. Freunde können durchaus etwas voneinander fordern.[22]

Das Gegenargument, Freundschaft sei – im Gegensatz zu familiären Beziehungen - frei gewählt und könne daher keine Verpflichtungen mit sich bringen, halte ich für einen gefährlichen Trugschluss. Der Trugschluss, dass extern auferlegte Verpflichtungen unbedingt einzuhalten sind, während intern auferlegte Verpflichtungen keine hohe Relevanz besitzen. Im Grunde sollte das Gegenteil der Fall sein. Unsere Verpflichtung gegenüber guten Freunden ist also mindestens so groß wie die Verpflichtung gegenüber unseren Familienmitgliedern.[23]

Explorieren

Ich habe vorhin den Junto Club von Benjamin Franklin erwähnt. 12 Personen treffen sich Woche für Woche um über Gott und die Welt zu diskutieren. Doch was hat dieser Club mit intimen Freundschaftsbeziehungen zu tun? Gehen die wahrhaftige Freundschaft auf der einen und der Junto Club auf der anderen Seite wirklich in einer Konzeption von Freundschaft zusammen?

Ich denke schon. Und zwar in jenem Aspekt, den ein Großteil der traditionellen Freundschaftsliteratur vernachlässigt: das Explorieren.

Im besten Fall ist Freundschaft einer der wertvollsten Aspekte unseres Lebens. Gleichzeitig ist Freundschaft mit Verpflichtungen, Risiken und einem hohen Zeitaufwand verbunden.

In Anbetracht dieser Tatsachen ist vollkommen absurd, wie unbewusst wir unsere Freundschaften wählen. Alles fokussiert sich darauf, wie man bestehende Freundschaften leben soll. Niemand spricht darüber, wie man Freundschaften findet, die ihrem Namen gerecht werden.

Viele Freundschaften sind ein zufälliges Produkt zeitlicher und räumlicher Nähe.[24] Mehr denn je eröffnet das Internet die Chance, bewusst Freunde zu finden, die das Potential zu wahrhaftiger Freundschaft besitzen.[25] Genau dieselbe Funktion erfüllt auch das Konzept des Junto Clubs – eine Chance, Menschen für wahrhaftige Freundschaften zu treffen. Und genau dasselbe kann durch Reisen und die proaktive Kontaktaufnahme mit fremden Menschen erreicht werden.

Allerdings ist die genaue Formulierung an dieser Stelle entscheidend. Das Internet ist ein wahnsinnig mächtiges Werkzeug, um Freunde zu finden. Das Internet ist kein mächtiges Werkzeug, um Freundschaften aufzubauen.

Soziale Medien und die anderen genannte Mechanismen können uns dabei helfen, potentielle Freunde zu finden. Sie helfen uns, die Freundschaften in unserem Leben proaktiver und bewusster anzugehen. Die schlussendliche Entwicklung einer wahrhaftigen Freundschaft kann sich aber nur schwerlich rein digital abspielen.

Ambiguitätstoleranz

Vielleicht ist dieser Artikel großer Unsinn, weil sich Freundschaft dadurch auszeichnet, ein freier Beziehungstyp zu sein.[26] Jede Freundschaft ist anders und das ist auch gut so. Dennoch halte ich es für sinnvoll, dem Begriff eine gewisse Härte zu verleihen – sonst geht er, wie so viele andere, in der Gleichgültigkeit verloren.[27]

Eine Idee ist noch keine Kunst. Eine Bekanntschaft noch keine Freundschaft.


[1] „Friendship isn’t a passing interest for me; it’s the true center of my life.” (https://meditativestory.com/reidhoffman/)

„Hence, a flourishing life is possible only through the epistemic access friendship provides.” (https://plato.stanford.edu/entries/friendship/)

[2] „Was hier not tut, ist eine Wendung in der ganzen Fragestellung nach dem Sinn des Lebens: Wir müssen lernen und die verzweifelnden Menschen lehren, dass es eigentlich nie und nimmer darauf ankommt, was wir vom Leben noch zu erwarten haben, vielmehr lediglich darauf: was das Leben von uns erwartet! Zünftig philosophisch gesprochen könnte man sagen, dass es hier also um eine Art kopernikanische Wende geht, so zwar, dass wir nicht mehr einfach nach dem Sinn des Lebens fragen, sondern dass wir uns selbst als die Befragten erleben, als diejenigen, an die das Leben täglich und stündlich Fragen stellt – Fragen, die wir zu beantworten haben, indem wir nicht durch ein Grübeln oder Reden, sondern nur durch ein Handeln, ein richtiges Verhalten, die rechte Antwort geben.“ (Frankl, Viktor: …trotzdem Ja zum Leben sagen: ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager. 9. Auflage. München: 2009.)

[3] „Are these types of relationships the units of intrinsic value, to be maximized in number, intensity and duration? It seems not, for how many of each kind of relationship one should foster is constrained by expressive norms internal to these relationships. The meaningfulness of most marriages and certain other kinds of romantic relationships is secured in part through singularity and exclusivity.“ (Anderson, Elizabeth: Value in Ethics and Economics. Cambridge: 1993.)

[4] „Nicht das zählt, was wir uns von der Veränderung von Dingzuständen versprechen, die durch unsere Handlungen ermöglicht, ausgelöst oder verhindert werden. Vielmehr beziehen wir die Bewertung von Folgen auf jene wertschätzenden Haltungen und Einstellungen, die unserem Handeln zugrunde liegen – als der Sinn unseres Lebens von Beziehungen.“ (Neundlinger, Klaus: Ökonomie der Beziehungen. Zur Ethik einer immateriellen Ressource. (Skriptum zur Vorlesungsreihe an der Universität Wien, Sommersemester 2016))

[5] „So while everyone is trying to make these communities that you can opt in and out of, that are frictionless, I want to make a community that’s fricking hard to be a part of. I want to make a community where people have to fight. They got to be warriors together, but because of that, friendships are formed. That’s what makes these friendships happen.” (https://perell.com/podcast/tiago-forte-will-mannon-building-cohort-based-courses/)

[6] „Der Existenzgrund der vollkommenen Freundschaft scheint einer anderen Ordnung anzugehören als die Motive des Nutzens und der Lust. Das durch diesen Grund zum Ausdruck gebrachte Interesse scheint tatsächlich an den Anderen als Person heranzureichen, und nicht als prinzipiell ersetzbaren Träger bestimmter Qualitäten, bestimmter Fähigkeiten. Genau darin müssten sich nun die beiden Typen der Nutzenfreundschaft und der Lustfreundschaft von der vollkommenen Freundschaft unterscheiden.“ (Neundlinger, Klaus: Ökonomie der Beziehungen. Zur Ethik einer immateriellen Ressource. (Skriptum zur Vorlesungsreihe an der Universität Wien, Sommersemester 2016))

[7] „Das ethische Gutsein kommt dem Freund nicht akzidentell zu, sondern ist gerade das, was er selbst ist. Wenn das Sein der Freunde und das erstrebte ethische Gutsein zusammenfallen, ist damit die Frage beantwortet, wie man den Freund um seinetwillen lieben kann, obwohl der Grund der Freundschaft das Streben nach dem Guten ist.“ (Wolf, Ursula: Aristoteles' "Nikomachische Ethik". Darmstadt: 2002.)

[8] „I would say that people most commonly misunderstand about friendship that they think that it’s strict loyalty to the other person. So if you ask most people about friendship, they would say, ‘Well, I’m loyal to Bob or to Sue.’ And actually, in fact, I think what you are is loyal to the person’s aspirational better self. For example, you discover your friend is a serial murderer. Are they still your friend? ‘Oh, no, no, I’ll help hide the body.’ It’s like, ‘No, no, of course not.’ It’s who they are in the world and what they’re doing that’s actually, in fact, where the loyalty should lie.” (https://medium.com/conversations-with-tyler/reid-hoffman-on-systems-levers-and-quixotic-quests-ep-85-d96ec416740c)

[9] „[…] Sherman (1987), who argues for a strong conception of intimacy in terms of shared values, deliberation, and thought, provides within friendship a central place not just to isolated shared activities but, more significantly, to a shared life.” (https://plato.stanford.edu/entries/friendship/)

[10] „Second, Cooper’s Aristotle claims that the sort of shared activity characteristic of friendship is essential to one’s being able to engage in the sort of activities characteristic of living well “continuously” and “with pleasure and interest” (310). Such activities include moral and intellectual activities, activities in which it is often difficult to sustain interest without being tempted to act otherwise. Friendship, and the shared values and shared activities it essentially involves, is needed to reinforce our intellectual and practical understanding of such activities as worthwhile in spite of their difficulty and the ever present possibility that our interest in pursuing them will flag. Consequently, the shared activity of friendship is partly constitutive of human flourishing.” (https://plato.stanford.edu/entries/friendship/)

[11] „First, Cooper’s Aristotle claims, living well requires that one know the goodness of one’s own life; however, given the perpetual possibility of self-deception, one is able accurately to evaluate one’s own life only through friendship, in which one’s friend acts as a kind of mirror of one’s self. Hence, a flourishing life is possible only through the epistemic access friendship provides.” (https://plato.stanford.edu/entries/friendship/)

[12] „Kurz gesagt sind Szenien das Beste, was Gruppendynamiken zu bieten haben. Sie verkörpern die positive Form des Gruppenzwangs. Man spornt sich gegenseitig an, Risiken einzugehen und verrückte Ideen umzusetzen.“ (https://www.noahleidinger.com/ideenraum/szenie-das-gemeinsame-genie)

[13] „In 1727, at the age of 21, Benjamin Franklin, who went on to become was one of the founding fathers of the United States founded the Junto Club. The club, initially composed of twelve members who met on Friday evenings, first in a tavern and later in a house, to discuss issues of morals, politics or natural philosophy to improve themselves and their community.” (https://conversational-leadership.net/junto-club/)

[14] (https://www.youtube.com/watch?v=C7GBQMdD6Yg)

[15] „Marilyn Friedman macht hinsichtlich der Freundschaft geltend, dass diese durch eine besondere Art des Vertrauens gekennzeichnet ist, die eine mögliche Transformation der eigenen Moralvorstellungen fördert. Die Unterschiede, die über die Auseinandersetzung mit den Vorstellungen, Wünschen und Zielen unserer Freundinnen und Freunde sichtbar werden und Friedman zufolge moralisches Wachstum bewirken können, bleiben eingebettet in eine gemeinsame Geschichte, in gemeinsame Mechanismen der Verarbeitung von Erfahrungen. Unsere Freundinnen und Freunde werden aufgrund dieser Vertrautheit zu Personen, die ein ‚verlässliches moralisches Zeugnis‘ abgeben, also hinsichtlich ihrer Erfahrungen möglichst offen kommunizieren: […]“ (Neundlinger, Klaus: Ökonomie der Beziehungen. Zur Ethik einer immateriellen Ressource. (Skriptum zur Vorlesungsreihe an der Universität Wien, Sommersemester 2016))

„Da mein Freund jemand ist, dem ich vertraue und den ich schätze, ist seine Freundschaft hilfreich für mein stetiges Bestreben, meine Tugenden zu kultivieren, meine Wahrnehmungs-, Gefühls- und Denkfähigkeiten zu verbessern und in tugendhafter Weise Entscheidungen zu treffen; und für dieses Ziel bin ich abhängig von einem guten Modell.“ (Vetlesen, Arne: Freundschaft in der Ära des Individualismus. Honneth/Rössler (Hg.): Von Person zu Person, S. 168-207. o.O.: 2008.)

[16] „The special thing about having that much context, and people around who know & believe in you is how much they can frame the year that’s past, and the year ahead. Your tribe has the context about you & your life — and can remind you, when you need it, of who you are, and who you can be.” (https://perell.com/essay/fruits-of-friendship/)

„Die  Vertrautheit,  die  sich  über  die  komplexen  Dynamiken  der  Interaktion  in  engen Beziehungen  einstellt,  ist  nicht  auf  bestimmte  einzelne  Handlungen  zurückzuführen, sondern  ein  geteiltes  Gefühl  und  auch  eine  Praxis,  die  sich  über  die  Handlungen  und Reflexionender sedimentiert.“ (Skriptum zur Vorlesungsreihe an der Universität Wien, Sommersemester 2016))

[17] „If my friend and I form a kind of union in virtue of our having a shared conception of how to live that is forged and maintained through a particular history of interaction and sharing of our lives, and if my sense of my values and identity therefore depends on these being most fundamentally our values and identity, then it is simply not possible to substitute another person for my friend without loss. For this other person could not possibly share the relevant properties of my friend, namely her historical relationship with me.” (https://plato.stanford.edu/entries/friendship/)

[18] „This recognition is described in a beautiful line from Pablo Neruda: ‘You are like nobody since I love you.’ This art of love discloses the special and sacred identity of the other person. Love is the only light that can truly read the secret signature of the other person’s individuality and soul. Love alone is literate in the world of origin; it can decipher identity and destiny.” (O’Donohue, John: Anam Cara: A Book of Celtic Wisdom. o.O.: 2008.)

[19] „The Celtic understanding of friendship finds its inspiration and culmination in the sublime notion of the anam ċara. Anam is the Gaelic word for soul; ċara is the word for friend. So anam ċara means soul friend. The anam ċara was a person to whom you could reveal the hidden intimacies of your life. This friendship was an act of recognition and belonging. When you had an anam ċara, your friendship cut across all convention and category. You were joined in an ancient and eternal way with the friend of your soul.” (O’Donohue, John: Anam Cara: A Book of Celtic Wisdom. o.O.: 2008.)

[20] „Schmerz ist Bindung. Wer jeden schmerzhaften Zustand ablehnt, ist bindungsunfähig.“ (Han, Byung-Chul: Palliativgesellschaft: Schmerz heute. Berlin: 2020.)

[21] „Dass wir uns in der Liebe selektiv verhalten, hat für ihn – ähnlich wie für Marilyn Friedman – damit zu tun, dass wir hinsichtlich des Hinschauens, der Aufmerksamkeit im Sinne der spezifischen Verletzbarkeit, des Herunterfahrens von Schutzmechanismen, über begrenzte Ressourcen verfügen. Wir können uns auf diese Weise nur an eine begrenzte Zahl von Menschen binden.“ (Skriptum zur Vorlesungsreihe an der Universität Wien, Sommersemester 2016))

[22] „Vertrautheit, der Kern von Freundschaften, kann nicht in einer einzigen, isolierten Handlung gewählt werden. Die Vertrautheit kann jedoch Verpflichtungen begründen, insofern sie ein beiderseitiges Projekt ist, in dem sich die Autonomie der Beteiligten ausdrückt: Die Beiderseitigkeit des Projekts ist das was Verpflichtungen statt Erlaubnisse hervorbringt und was die Bedenken der Voluntaristen hinsichtlich der besonderen Verpflichtungen der Freundschaft untergräbt, ist die Tatsache, dass sich echte Vertrautheit nicht erzwingen lässt.“ (Jeske, Diane: Familien, Freunde und besondere Verpflichtungen. Honneth/Rössler (Hg.): Von Person zu Person, S. 215-253. o.O.: 2008)

[23] „Das oben erwähnte Umschlagen aus der Vertriebenheit in die Freiheit verneint diese Frage. Ich wurde in meine erste Heimat durch meine Geburt geworfen, ohne befragt worden zu sein, ob mir dies zusagt. Die Fesseln, die mich dort an meine Mitmenschen gebunden haben, sind mir zum großen Teil angelegt worden. In meiner jetzt errungenen Freiheit bin ich es selbst, der seine Bindungen zu seinen Mitmenschen spinnt, und zwar in Zusammenarbeit mit ihnen. Die Verantwortung, die ich für meine Mitmenschen trage, ist mir nicht auferlegt worden, sondern ich habe sie selbst übernommen. Ich bin nicht, wie der Zurückgebliebene, in geheimnisvoller Verkettung mit meinen Mitmenschen, sondern in frei gewählter Verbindung. Und diese Verbindung ist nicht etwa weniger emotional und sentimental geladen als die Verkettung, sondern ebenso stark, nur eben freier.“ (Flusser, Vilém: Von der Freiheit des Migranten. Einsprüche gegen den Nationalsozialismus. Berlin: 2000.)

[24] „We don’t often choose our peer groups very deliberately– they’re usually chosen for us by circumstance, and we tend to be compelled to stick with them because of “loyalty” or some other instinct or social pressure. One of the best things we can do for ourselves is to be deliberate about the peers we associate with. Again I think parents try to teach their kids this, but they probably often do it in an overly dictated way– you don’t want to choose for your kids outright, you want to ask them what they want out of life and what sort of friends they think they ought to hang out with.“ (https://gumroad.com/l/friendlynerdbook)

[25] „Make Friends on the Internet. The Internet is the best tool for friendship ever built. Smartphones have already changed the landscape of online dating. Friendships are next. Platforms like Twitter come alive when you use them to meet other intellectually curious people.” (David Perell auf Twitter)

[26] „Friendship, however, has no such reassuring signposts, and no answering congratulations upon arrival. Friendship is the catchall for otherwise nebulous relationships—acquaintances, crushes, coworkers, people you’ve hooked up with, people you’ve only met on Twitter, people to whom you haven’t spoken in years. Friendship is a grey area, and this very lack of definition, this space beyond category, is what has always drawn me to it, made it feel bigger and more consequential than other relationships. Friendship offers an undefined space that can be made new without expectation.“ (https://catapult.co/stories/the-families-we-choose)

[27] „Ansonsten geht man gegen Ambiguität mit Gleichgültigkeit vor und macht etwas so vieldeutig, dass es seine Bedeutung verliert.“ (https://www.noahleidinger.com/ideenraum/kunst-ambig-beauty)