4 Wochen Taiwan, 2 Wochen Japan
Das sind paar Dinge, die bei den Reisen dieses Jahr hängengeblieben sind.
1. Positiver Teufelskreis.
Die Restaurant-Infrastruktur ist in beiden Ländern deutlich besser als in Deutschland. Heißt: Mehr Restaurants, höhere Qualität, günstigere Preise. Am Ende funktioniert das vor allem, weil viele Menschen essen gehen. So kriegen die Restaurants eine hohe Frequenz hin, was niedrigere Preise ermöglicht.
Diesen Zustand hätte natürlich jedes Land gern. Es ist aber sehr schwer, den Kreislauf zum Laufen zu bringen.
2. Kosten kosten
Sehr viele kleine Kaffeeläden und Stores werden von nur einer Person betrieben. Es gibt keine Angestellten. Dadurch können sich Konzepte halten, die bei uns undenkbar wären, weil sie nie den Umsatz bringen, um mehrere Gehälter zu tragen.
Zusätzlicher Benefit ist, dass die Qualität dadurch oft höher ist - grade bei Kaffee war das auffällig.
3. Innovation belohnt den Nachzügler
Vor allem in Taiwan ist mir das System der 7-Elevens und Familymarts nochmal mehr als integraler Alltags-Bestandteil aufgefallen. Man kauft dort Tickets für Sport-Events, zahlt Steuern etc.
Das ist alles extrem praktisch. In einer Zeit, in der es kein Internet gibt.
Wenn man versucht Dinge rein online zu buchen, wird's durch das Store-System teilweise umständlicher. Hier leiden sie also darunter, früher die bessere Lösung gehabt zu haben.
4. Beruf ist kein Job
Im positiven Sinne: Grade in Japan ist die Hingebung zur eigenen Arbeit auf einem ganz anderen Niveau. Vor allem im Handwerksbereich führt das, glaube ich, zu vielen glücklichen Lebensentwürfen. Man widmet sich einer Aufgabe und perfektioniert die.
Im negativen Sinne: Ich finde aber, dass dieser Entwurf teilweise zu symbolisch auf Büro-Jobs übertragen wird.
Man hat das Gefühl, dass Büro-Arbeiter diese Hingebung auch signalisieren wollen. Am Ende sitzen sie dann aber im Halbschlaf vor ihrem Computer und sind ineffizient. Oder sie blättern in einem High-End-Restaurant durch Zeitungen und wollen sichtlich gestresst wirken - obwohl sie grade nix zu tun haben.
5. Der Staat kann klug sein
Das hab ich mir vor allem in Taiwan einige Male gedacht. An jeder Ecke findet man kleine Fitnessparks mit Klimmzugstangen und Co., die sehr aktiv genutzt werden. Genauso öffentliche und sehr gut erhaltene Laufbahnen. Tagsüber gehören die den Schulen. Morgens und abends kann dort jeder trainieren.
Die Regierung promoted seit Jahrzehnten tägliche Bewegung. Man sieht auch sehr viele ältere Menschen, die sich dehnen, abklopfen oder andere Übungen machen.
Genauso smart ist das Müll-System: Taiwan hatte ein massives Müll-Problem. Also haben sie ein System eingeführt, bei dem der Müll direkt abgeholt wird. Die Bewohner übergeben den Müll dabei an die Mitarbeiter. Dadurch sehen alle Nachbarn und die Mitarbeiter direkt, ob man richtig getrennt hat und wie viel Müll man produziert.
Und über TSMC müssen wir nicht sprechen - eine 1.500 Mrd. $ Firma, die durch staatliche Ambitionen entstanden ist.
6. Ketten-Konzepte sind auf höchstem Niveau möglich
Din Tai Fung in Taiwan ist absolut kein Geheimtipp, aber wirklich immer top. Ich war fünf oder sechsmal dort und hatte nie was zu kritisieren. Alle Restaurant-Betreiber können sich bei der Effizienz viel abschauen.
Blue Bottle in Japan macht (für mich als Laien) extrem guten Kaffee, auch das Essen wirkt top. Aus meiner Sicht auch kein Vergleich mit Blue-Bottle-Läden, die man zum Beispiel in den USA findet.
7. Underrated ist underrated
Taiwan ist ja als Reiseziel ohnehin nicht extrem überlaufen. Bei den meisten Attraktionen muss man kaum anstehen und hat nicht unendlich viele Menschen um sich.
In Japan war es in Kyushu sehr ähnlich. Nagasaki, Mt. Aso, Arita, Fukuoka, Kagoshima, Yamaguchi, Nagoya - alles sehr zu empfehlen für einen Mix aus Natur, Stadt, Kultur. Viel weniger überlaufen als die bekannteren Städte. Und auch in Tokio kommt man aus den überlaufenen Stadtteilen schnell raus - zum Beispiel in Kiyosumishirakawa oder Kagurazaka.