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Spenden - Kontrollierte Studien

Randomisierte kontrollierte Studien sind der Goldstandard zum Test von Medikamenten und anderen Maßnahmen im Gesundheitssektor. Und obwohl sich randomisiert kontrollierte Studien im Gesundheitsbereich mehr als bewährt haben, sind sie in vielen anderen Gebieten unseres Lebens absolute Mangelware.

So auch im Wohltätigkeitssektor.

Wie bringt man Kinder in Entwicklungsländern dazu, mehr Jahre in der Schule zu verbringen – indem man den Schulbesuch monetär belohnt oder indem man die Eltern über bessere Zukunftsaussichten durch bessere Bildung informiert?

Ist es effektiver, Familien in ländlichen Gebieten Afrikas eine Kuh zu schenken, oder ihnen den äquivalenten Betrag in monetärer Form zukommen zu lassen?

Die Antwort auf die erste Frage ist klar: Pro 100 US-Dollar, die man in die Informationskampagne investiert, kann man fast 21 Jahre an zusätzlicher Schulzeit gewinnen.

Pro 100 US-Dollar an monetärer Entlohnung, kann man lediglich 1/10 Jahr an zusätzlicher Schulzeit gewinnen.

Diese Antworten liefert eine kontrollierte Studie des Jameel Poverty Action Lab. Die Vorgehensweise ist einfach: In manchen Dörfern führt man Informationskampagnen durch, in anderen lässt man den Eltern eine monetäre Entlohnung zukommen. Und dann vergleicht man.

Wie steht es also um Kühe oder monetäre Spenden? Auf diese Frage gibt es keine Antwort. Denn die entsprechende Organisation war nicht bereit, ihre Kuh-Spende mit einer monetären Spende zu vergleichen. Die Begründung dafür: Es geht hier um das Leben von echten Menschen, da macht man keine Experimente.

„To those who say it is unethical to “experiment with people´s lives,” the proper response is that the alternative – failing to use the resources available to improve the lives of as many people as possible – is much worse.” - Peter Singer in seinem Buch „The most good you can do“.

Wie Peter Singer erläutert, handelt es sich bei dieser Begründung um nicht viel mehr als eine schlechte Ausrede. Auch im Gesundheitsbereich experimentiert man mit dem Leben von echten Menschen. Denn schlussendlich geht es darum, der maximalen Anzahl an Menschen zu helfen.

Wer keine Experimente macht, und seine Ressourcen rein nach Bauchgefühl allokiert, agiert also auf keinen Fall moralisch besser. Ganz im Gegenteil: Man macht das Leid echter Menschen von den eigenen – unwissenschaftlichen – Glaubenssätzen abhängig.

Zum Weiterlesen:

Singer, Peter: The most good you can do. How effective altruism is changing ideas about living ethically. New Haven: 2015.