noah leidinger

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Das Parkinsonsche Gesetz

In seinen Podcast-Interviews befragt der Ökonom Tyler Cowen seine Gäste immer dazu, ob bestimmte Ideen, Bücher oder Künstler unter- oder überbewertet sind.

Das Parkinsonsche Gesetz fällt meines Erachtens ganz klar in die Kategorie einer unterbewerteten Idee.

„Work expands so as to fill the time available for its completion.” - Cyril Northcote Parkinson in seinem Buch „Parkinson’s Law and other studies in administration.”

Arbeit und die dafür vorgesehene Zeit stehen in einem direkten Zusammenhang. Je mehr Zeit man für eine Aufgabe veranschlagt, desto mehr Zeit wird die Aufgabe auch in Anspruch nehmen. Dieses Gesetz von Cyril Northcote Parkinson können die meisten Menschen aus anekdotischer Selbsterfahrung wahrscheinlich bestätigen.

Besonders relevant ist das Parkinsonsche Gesetz auf dem Gebiet der Zielsetzung.

Grundsätzlich halte ich ergebnisorientierte Ziele für gefährlich. Beispielsweise das Ziel, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt eine bestimmte Menge an Vermögen aufzubauen. Oder das Ziel, eine bestimmte Prüfung mit einer bestimmten Note abzuschließen.

Zum einen schränken derartige Ziele die Flexibilität ein. Vielleicht wollte ich ursprünglich viel lernen und die Prüfung mit einer Top-Note abschließen, habe aber jetzt die Chance, an einem spannenden Projekt teilzunehmen und muss dafür meinen Lernaufwand etwas herunterschrauben. Chancen aufgrund von rigiden Zielen aufzugeben, ist gefährlich.

Zum anderen führt ergebnisorientierte Zielsetzung zu einer ungesunden Lebensweise. Wenn ich das Ziel einmal erreicht habe, wird alles besser. Jetzt muss ich durchbeißen. In der Regel ist nach dem Erreichen des Zieles aber nicht alles besser - selbst wenn meist nur für einen kurzen Zeitraum.

Aus diesen Gründen halte ich prozessorientierte Ziele meist für sinnvoller. Man fokussiert sich nicht auf das Ergebnis, sondern den Prozess. Man setzt also keine Note fest, die man erreichen, sondern eine bestimmte Menge an Zeit, die man jeden Tag ins Lernen investieren will.

Wer sich auf die richtigen Prozesse fokussiert und mit Disziplin dabei bleibt, wird so oft bessere Ergebnisse erzielen. Und vor allem kann man den Prozess genießen und muss sich nicht immer von einem Resultat zum nächsten hanteln.

Prozessorientierte Ziele haben aber einen großen Nachteil. Das Parkinsonsche Gesetz.

Denn prozessorientierte Ziele bestehen oft daraus, regelmäßig eine gewisse Menge an Zeit in den relevanten Prozess zu investieren. Ob es nun darum geht, jeden Tag 30 Minuten zu programmieren oder 15 Minuten Klavier zu spielen.

Man läuft Gefahr, die veranschlagte Zeit nicht effektiv zu nutzen. Anstatt sich auf den maximalen Lernerfolg zu konzentrieren, konzentriert man sich darauf, dass die Zeit abläuft. Statt 15 Minuten Klavier zu spielen, macht man sich drei Espressos und checkt noch kurz das Wetter oder sitzt ganz einfach tagträumend vor dem Instrument.

Statt 30 Minuten fokussiert zu programmieren, hängt man minutenlang an einem Problem fest, weil man zu faul ist, sich kurz in die Grundstruktur des Problems einzulesen.

Aus diesen Gründen halte ich mittlerweile eine Kombination aus prozess- und ergebnisorientierten Zielen für die sinnvollste Variante. Man fokussiert sich grundsätzlich auf den Prozess, schafft durch das konkrete Ziel aber einen gewissen Druck. Der Druck verhindert, dass Kleinigkeiten die Zeit auffressen und führt dazu, möglichst viel Aufgabe in möglichst wenig Zeit zu absolvieren.

Zum Weiterlesen:

Parkinson, Northcote: Parkinson’s Law and other studies in administration. Boston: 1957.

https://aliabdaal.com/parkinsons-law/